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Der inszenierte Drogentod

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Der 21. Juli ist der bundesweite Gedenktag für verstorbene Drogenabhängige. Angehörige, Partner, Freunde und engagierte Mitbürger erinnern an diesem Tag an die „Drogentoten“. In ganz Deutschland sowie mittlerweile auch in einigen Städten im Ausland gibt es an diesem Tag Mahnwachen, Gottesdienste, Infostände und andere Aktionen. Dabei informieren die Veranstalter auch darüber, wie man das Überleben Drogen gebrauchender Menschen sichern kann, und fordern eine bessere Drogenpolitik ein.

Zu den Veranstaltern, die jedes Jahr an diesem Tag Aktionen vorbereiten und durchführen zählen der Bundesverband der Eltern und Angehörigen für humane und akzeptierende Drogenarbeit, die Deutsche AIDS-Hilfe, der JES Bundesverband und Fixpunkt. In diesem Jahr inszenierten zudem auch ein paar Aktivisten aus dem Umfeld des Hanf Museums und der Hanfparade den „Drogentod“ auf mehreren Plätzen mitten in Berlin, so am Neptunbrunnen beim Roten Rathaus, beim Bahnhof Alexanderplatz, am Hackeschen Markt und auf der Museumsinsel.

Bei den Aktionen spielte einer der Aktivisten den „Drogentoten“, der mit einem Kreidestrich umzeichnet wurde, genau wie das die Polizei nach einem Unfall bei einem Verkehrstoten zu tun pflegt. Um den „Drogentoten“ herum wurden Schlider mit Aufschriften wie „Überdosis“, „Streckmittel“ oder „Suzid“ abgelegt.

Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher 2013

Und niemand fragt warum!

 

Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher 2013

Besonders eindringlich wirkte das Banner mit den Angaben zu Todesursachen.

 

Gedenktag für verstorbene Drogengebraucher 2013

Einige Passanten eilten so schnell wie möglich am Ort des Geschehens vorbei, andere fragten hingegen interessiert über die Gründe der Aktion und ließen sich nicht nur über die aktuelle Drogenpolitik aufklären, sondern ließen sich auch mit Leitmotiv der Aktion „SUPPORT. DON’T PUNISH“ ablichten.

Kein inszenierter Drogentod war hingegen die Leiche des 36-jährigen Drogenkonsumenten, der am Donnerstag, 18.07.2013, im Stadtgraben der Altstadt von Nürnberg gefunden wurde. Es handelte sich dabei um den 18. „Drogentoten“ dieses Jahr in Nürnberg. In Nürnberg gab es somit pro 100.000 Einwohner in den ersten sieben Monaten dieses Jahres schon 3,6 „Drogentote“. In keiner deutschen Großstadt gab es im gesamten Jahr 2012 so viele „Drogentote“ in Relation zur Einwohnerzahl wie in den ersten sieben Monaten dieses Jahr in Nürnberg. Dennoch bleiben die Behörden in Bayern absolut lernresistent, setzen nach wie vor primär auf repressive Maßnahmen und verhindern die Etablierung von Maßnahmen zur Schadensminderung wie beispielsweise Fixerstuben.

Drogentote“ pro 100.000 Einwohner im Jahr 2012

3,5 Essen
3,5 Mannheim
3,2 Berlin
3,0 Frankfurt am Main
2,9 Köln
2,7 Hamburg
2,5 Nürnberg
2,5 München
2,3 Bremen
1,8 Stuttgart
1,5 Düsseldorf
0,7 Dortmund
0,6 Hannover

Vergleiche hierzu den Beitrag in diesem Blog vom 30.12.2010: Die Tragödie von Nürnberg

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Hanfparade am 10. August 2013

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Die Hanfparade wird am Samstag, 10. August 2013,  am Bahnhof Zoo beginnen. Die Veranstalter wollen damit zeigen, dass sich die öffentliche Meinung seit den „Kindern vom Bahnhof Zoo“ gewandelt hat. Sie sehen die größte deutsche Demonstration für Cannabis als Teil des internationalen Trends zu seiner Freigabe. In den Vorjahren war es bei der Hanfparade wiederholt zu Konflikten mit der Berliner Versammlungsbehörde gekommen.

Wenn die Hanfparade in der nächsten Woche unter dem Motto „Meine Wahl? Hanf legal!“ durch die Hauptstadt zieht, werden sich mehrere tausend BürgerInnen aus dem ganzen Bundesgebiet der Forderung nach einer Legalisierung von Cannabis als Rohstoff, Medizin und Genussmittel anschließen. Die traditionsreiche Demonstration findet bereits zum 17. Mal in Berlin statt und ist laut Veranstaltern „der Höhepunkt des deutschen Hanfjahres“.

Anlässlich der im September anstehenden Bundestagswahl folgt die Hanfparade 2013 einer neuen Route. Sie beginnt um 13 Uhr am Bahnhof Zoologischer Garten, der laut Martin Steldinger vom Organisationsteam „stellvertretend für die gescheiterte Drogenpolitik der letzten vier Jahrzehnte steht“. Nach einer Auftaktkundgebung, bei der u.a. VertreterInnen der Jugendorganisationen politischer Parteien zu Wort kommen werden, zieht die Hanfparade über die CDU-Zentrale, Bundesrat und Bundestag zum Brandenburger Tor. Dort soll eine fünfstündige Abschlusskundgebung TeilnehmerInnen und BerlinbesucherInnen „die Chance bieten, sich umfassend mit der alten Kulturpflanze Cannabis zu beschäftigen“. Die HanffreundInnen wollen dafür auf der Straße des 17. Juni neben einer Bühne auch ein Forum für Hanfmedizin, ein Nutzhanfareal und einen Hanfmarkt der Möglichkeiten mit vielen Informationsständen entstehen lassen. Diese umfangreichen Aufbauten sorgten in der Vergangenheit immer wieder für Konflikte mit der Versammlungsbehörde. So verbot sie weite Teile der Hanfparade 2011, weil diese „überwiegend kommerziellen Charakter habe“. Die Veranstalter klagten gegen die Verletzung ihrer vom Grundgesetz geschützten Versammlungsfreiheit und bekamen im Dezember vom Verwaltungsgericht Berlin recht. Es verwarf die Entscheidung der Berliner Polizei als „rechtswidrig“. Wörtlich heißt es im Urteil des Verwaltungsgerichtes Berlin (VG 1 K 354.11): „Der Kläger hat einen Anspruch auf die Feststellung, dass der Bescheid vom 14. Juli 2011 insoweit rechtswidrig war, als darin festgestellt wird, dass die Abschlussveranstaltung der „Hanfparade 2011“ ab dem Eintreffen des Umzuges am Ort der Abschlussveranstaltung keine Versammlung ist.

Hanf Journal Sonderausgabe Hanfparade 2013 Titel

Das Orga-Team der Hanfparade hat auch dieses Jahr wieder die Produktion der Sonderausgabe des Hanf Journals weitgehend übernommen. Auf 24 Seiten findet man vielleicht mehr evidenzbasierte Informationen zu Hanf, als die meisten deutschsprachigen Medien in einem ganzen Jahr publizieren. Die Sonderausgabe ist dieser Tage erschienen und kann im Headshop oder Growshop des Vertrauens abgeholt werden oder online auf der Website des Hanf Journals hier als PDF-Datei aufgerufen werden.

Da das Motto der Hanfparade dieses Jahr „Meine Wahl – Hanf Legal!“ lautet, wird in dieser Sonderausgabe insbesondere über Abstimmungen zum Thema Drogen berichtet. In der Schweiz und in den USA können nämlich die Bürgerinnen und Bürger drogenpolitische Entscheidungen an der Urne treffen. Roger Liggenstorfer und Hans Cousto berichten ausführlich über drogenpolitische Abstimmungen in der Schweiz sowie über die zahlreichen Abstimmungen in diversen Bundesstaaten der USA zu Cannabis als Medizin sowie zum Gebrauch von Marihuana zu Genusszwecken (hedonistischer Gebrauch).

William, Organisator des Hanftag in München, berichtet unter dem Titel „Growing Marihuana March“ über den Global Marihuana March (GMM) in mehreren Städten in Deutschland – die Zahl der GMMs wie auch die Zahl der Teilnehmenden war dieses Jahr in Deutschland größer denn je. Die Zahl der Menschen, denen ein legaler Hanfmarkt ein echtes Anliegen ist und die dafür auf die Straße gehen und demonstrieren, wächst derzeit zusehends. Auch Georg Wurth vom Deutschen Hanfverband (DHV) stellt in dieser Sonderausgabe unter dem Titel „Massiver Aufschwung“ fest, dass die deutsche Legalize-Bewegung noch nie so lebendig war wie heute.

Harald Terpe (MdB Bündnis 90/Die Grünen) fordert in seinem Beitrag ein „breites Bündnis für Reform der Drogenpolitik“ und Frank Tempel (MdB Die Linke) titelte seinen Beitrag „Legalisiert endlich Cannabis“ und schreibt in fundierter Weise über die Vorteile für die Gesellschaft, die eine Legalsierung mit sich bringen würde. Dem Artikel folgt ein zum Nachdenken anregender Beitrag von Arno Nym mit dem provokanten Titel „Cannabis – meine Ausstiegsdroge“.

Am Samstag, 8. Juni 2013 fand im KUBIZ in Berlin die Veranstaltung „Cannabis Social Clubs in Deutschland: Diskussion über die Umsetzung“ statt. Organisiert wurde sie von ENCOD (European NGO Council on Drugs and Development) mit Hilfe von Near Dark und dem Hanf Museum Berlin. Michael Kleim hielt dort eine viel beachtete Rede, die vom „Bewusstseinsbeweger“ am 9. Juni 2013 auf YouTube hoch geladen wurde und in der Sonderausgabe in voller Länge unter dem Titel „Cannabis Social Clubs – Erste Keimzellen in Deutschland?“ abgedruckt ist.

Das Orgateam der Hanfparade freut sich über die inzwischen mehr als 40 persönlichen Aufrufe zur teilnahme an der Hanfparade, die aus allen Teilen der Republik auf YouTube hochgeladen wurden. Jede/r Clipschaffende erklärt in ihnen die ganz eigene Motivation für eine Teilnahme an Deutschlands größter Demonstration für die Legalisierung von Cannabis als Rohstoff, Medizin und Genussmittel. Auch ExzessivDasMagazin und die Drug Education Agency (DEA) haben spezielle Videos zur Hanfparade veröffentlicht.

Startpunkt der Hanfparade am Samstag, 10. August 2013, 13:00 Uhr ist vor dem Bahnhof Zoo beim Hardenbergplatz. Die Route führt dann zur Bundeszentrale der CDU, dem Konrad Adenauer Haus, dann zum ehemaligen Preußischen Herrenhaus, dem Sitz des Bundesrates und dann am Reichstag (Sitz des Bundestages) und dem Brandenburger Tor vorbei zur Straße des 17. Juni. Dort wird von 17 bis 22 Uhr die große Abschlusskundgebung mit Livemusik und Reden, sowie Informationen und Mitmachangeboten rund um Hanf, lat. Cannabis stattfinden.

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Die Abbitte des Sanjay Gupta von CNN

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Dr. Sanjay Gupta ist Neurochirurg und lehrt an der Emory University School of Medicine in Atlanta, Georgia, USA. Bekannt ist er jedoch vor allem als Journalist für medizinische Fachgebiete beim US-Amerikanischen Sender Cable News Network (CNN). Dort leitet der das „Gesundheitsprogramm“ an den Worchenenden. Zusätzlich schreibt Gupta eine Kolumne im Time Magazin und ist Korrespondent beim Sender CBS News.

Dr. Sanjay Gupta

Am 9. August 2013 veröffentlichte Gupta auf der Website des Senders CNN unter dem Titel „Why I changed my mind on weed“ (Weshalb ich meine Meinung zu Gras änderte) die Bitte, man möge ihm verzeihen, dass er bislang so unsachlich über Cannabis und insbesondere über Cannabis als Medizin berichtete. Wörtlich heißt es:

Well, I am here to apologize.

(Nun, ich bin hier um Abbitte zu leisten.)

In dem Schreiben bedauerte Gupta, dass er noch im Januar 2009 im Time Magazin einen Artikel mit dem Titel „Health: Why I Would Vote No On Pot“ (Gesundheit: Weshalb ich nein zu Gras stimmen täte) veröffentlichte. Hierzu schrieb er, dass er nicht hinreichend und genügend nachforschte und zu sehr den Mitteilungen der Drug Enforcement Agency (DEA) glaubte, die stets behauptete, dass Cannabis keinen medizinischen Nutzen habe. Nun wisse er aber, dass es für diese Behauptung keine wissenschaftliche Belege gebe und dass es in diesem Zusammenhang kein hohes Potenzial für Missbrauch gebe und dass es für Cannabis als Medizin sehr wohl legitime Anwendungsbereiche gebe.

Wörtlich ergänzte Gupta:„We have been terribly and systematically misled for nearly 70 years in the United States, and I apologize for my own role in that.“(Wir wurden in den USA schrecklich und systematisch für nahezu 70 Jahre in die Irre geführt, und ich bitte um Verzeihung für meine Rolle, die ich dabei gespielt habe.)

Ergänzung vom 14. August 2013

CNN International: Weed:  Sanjay Gupta Reports

 

Sendehinweis zur CNN-Doku: „Weed – Sanjay Gupta Reports“

Vor einiger Zeit galt der Konsum von Marihuana noch als Randerscheinung, doch seit ein paar Jahren wird die Droge in immer mehr Ländern legalisiert: So kann sie zum Beispiel in den US-Bundesstaaten Colorado und Washington rechtmäßig gezüchtet, verkauft und geraucht werden. Vor ein paar Jahrzehnten wurde Cannabis sogar als gängige Medizin verschrieben und war auf der US-Arzneimittelliste zu finden. Allerdings ist der Konsum der Droge in den USA ein umstrittenes Thema und es stellt sich die Frage: Ist Marihuana-Konsum schädlich oder kann die Droge auch zur Milderung von Krankheitssymptomen eingesetzt werden?

In der einstündigen Dokumentation ‚Weed:  Sanjay Gupta Reports’ fasst CNNs Medizinkorrespondent Dr. Sanjay Gupta die Ergebnisse seiner einjährigen Recherche zusammen. Gupta reiste um die ganze Welt, um den Einsatz und die Wirkung von Marihuana in unterschiedlichen Kulturkreisen zu beleuchten.

Während der Konsum von  Marihuana für einige eine Frage des Lifestyles ist, ist Cannabis für andere ein Rettungsanker. Die Fünfjährige Charlotte Figi leidet an einer seltenen Krankheit, dem Dravet-Syndrom, das bei ihr bis zu 300 epileptische Anfälle pro Woche auslöst. Wie andere Patienten auch haben die Eltern des kleinen Mädchens diverse Medikamente ausprobiert – nur Marihuana half.

Dr. Sanjay Gupta reist nach Colorado, wo Marihuana-Apotheken zur Norm geworden sind. Dort trifft er Dealer, Konsumenten und Ärzte, die mit ihm über die Droge sprechen. Die Experten erläutern, ob Marihuana suchtgefährdend ist und ob der Konsum bleibende Gehirnschäden hinterlässt. In Tel Aviv trifft Gupta außerdem die Pioniere der Marihuana-Wissenschaft. Sie liefern ihm Einblicke in ihre jahrzehntelange Forschung.

Vor der Produktion dieser Dokumentation war CNN Redakteur und Mediziner Dr. Sanjay Gupta davon überzeugt, dass Marihuana keinerlei medizinischen Nutzen habe. 2009 schrieb er im TIME Magazien einen Artikel mit dem Titel „Warum ich nicht für Marihuana stimmen würde“ (“Why I would Vote No on Pot“). Nach seiner einjährigen Beschäftigung mit der Droge ist er nun anderer Meinung und entschuldigt sich für seinen bisherigen Standpunkt.

Die ganze Dokumentation ‚Weed:  Sanjay Gupta Reports’ sehen Sie auf CNN International am:

  • Samstag, den 24. August, um 10.00 Uhr und um 21.00 Uhr
  • Sonntag, den 25. August, um 12.00 Uhr

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Zürich, die Medien und das Kokain

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Nach der Street Parade berichten die Medien regelmäßig über die Mengen der Drogen, die in Zürich normalerweise und während der Street Parade konsumiert werden. So titelte der Tagesanzeiger am 16. August 2013 „Doppelt so viel Kokain an der Street-Parade“, 20 Minten online „Zehn Mal mehr Ecstacy an der Street Parade“ und das Schweizer Fernsehen „Street Parade 2013: Party, Tanz und viele, viele Drogen“.

Was in den Medien nicht hervorgehoben wird ist die Tatsache, dass der Konsum von Kokain in der Züricher Bevölkerung in den letzten letzten drei Jahren weit stärker angestiegen ist als bei den Besuchern der Street Parade. Gemäß den Angaben von Rudolf Brenneisen, Pharmakologe an der Universität Bern, wurden im Sommer 2010 etwa 0,6 Kg reines Kokain an einem normalen Tag in Zürich konsumiert, im Sommer 2013 etwa doppelt so viel: 1,2 Kg. Pro Einwohner waren das somit 2010 etwa 1,5 mg, 2013 etwa 3,0 mg. Für diese Studie wurden in der Zürcher Kläranlage Werdhölzli während des gesamten Wochenendes immer wieder Abwasserproben genommen. Als Vergleichswert dienten Proben eines normalen Tages. Im Gewässerschutzlabor des Kantons Bern wurden die Proben anschliessend analysiert.

Im Jahr 2010 wurden an der Street Parade 2,0 Kg Kokain konsumiert, das heißt 1,4 Kg mehr als an einem normalen Tag. An der Street Parade waren damals 650.000 Personen anwesend, davon etwa 100.000 aus Zürich. Somit waren etwa 550.000 Personen aus anderen Regionen in Zürich zur Street Parade gekommen. Diese konsumierten im Schnitt somit 2,5 mg Kokain. Im Jahr 2013 wurden 3,4 Kg Kokain an der Street Parade konsumiert, also 2,2 Kg mehr als an einem normalen Tag. An der Street Parade waren etwa 950.000 Personen, davon etwa 850.000 aus anderen Regionen. Diese konsumierten im Schnitt somit 2,6 mg Kokain. Die Menge des konsumierten Kokains lag 2013 bei den Besuchern der Street Parade im Schnitt etwa 10 Prozent unter der Menge, die derzeit normalerweise in Zürich konsumiert werden.

In den letzten drei Jahren hat der Konsum von Kokain bei den Besuchern der Street Parade in Relation zur Besucherzahl um etwa 4 Prozent zugenommen, bei der Zürcher Bevölkerung hingegen um etwa 100 Prozent.

Kokain ist heute viel höher konzentriert

Gemäß Medienberichte zeigen aktuelle Werte, dass sich die Reinheit verglichen mit 2011 verdoppelt hat (von 25 auf 55 Prozent). Deshalb geht Pharmakologe Brenneisen davon aus, dass an dieser Street Parade ungefähr gleich viele Kokainlinien konsumiert wurden wie noch vor zwei Jahren. Mit dem großen Unterschied, dass diese von 2013 viel höher konzentriert sind. Dies Angaben widersprechen allerdings der neuesten Publikation des Drogeninformationszentrums Zürich (DIZ), wo die Mittelwerte und Mediane des Kokaingehaltes von 2007 bis 2013 angegeben sind. Der Mittelwert des des Kokaingehaltes stieg gemäß DIZ von 2011 bis 2013 von etwa 52 Prozent auf 57 Prozent, der Median von etwa 55 Prozent auf 64 Prozent.
Ecstasypillen
Zehn Mal mehr Ecstacy an der Street Parade

Insgesamt hat das Partyvolk übers Street-Parade-Wochenende 4,1 Kilogramm Ecstasy konsumiert, schreibt „Schweiz aktuell“ in einer Medienmitteilung. Vor zwei Jahren wurden an der Street Parade 350 Gramm Ecstasy konsumiert. Verglichen mit der letzten Messung von 2011 hat sich damit der Ecstasy-Konsum mehr als verzehnfacht. An einem normalen Wochentag werde in Zürich nur rund 160 Gramm konsumiert. In der Schweiz sind viele hochdosierte Ecstasy-Pillen im Umlauf, wie man auf der Website von Saferparty sehen kann.

Trotz des vielfach größeren Konsums von Ecstasy auf der Street Parade 2013 im Vergleich zu 2011 (+1071%) ist die Zahl der behandelten Patienten wegen übermäßigem Alkohol- und anderem Drogenmissbrauch leicht zurückgegangen. Gemäß Schutz und Rettung wurden 2011 genau 267 Interventionen notwendig, 2013 waren es 261 (-2,2%).

Vergleiche hierzu in diesem Blog:

29.05.2010: Samstag ist Kokstag

07.06.2010: Unterschwellige Manipulation

19.08.2011: Krasse Irreführung der Öffentlichkeit

 

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Veränderung auf dem Drogenmarkt initiiert

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Gestern ist in Belgien nicht nur 1 Tonne MDMA sichergestellt worden, sondern auch noch 18,5 Tonnen Safrol, der Ausgangsstoff, aus dem MDMA hergestellt wird. Je nach Quelle variieren die Zahlen, doch es scheint sicher, dass es sich um einen großen Fund handelt.
Bei so vielen Nullen wie bei dieser Beschlagnahmung darf man sich natürlich auch mal verrechnen oder Dinge durcheinanderwerfen. So kommt bei SpOn auf einen Preis von ca. 900 Euro pro Ecstasy-Pille (1,5 Millionen Pillen im Wert von 1,3 Milliarden Euro), bei der BBC kommt man auf 16,7 mg Wirkstoff pro Pille (1,5 Millionen Pillen aus 25 kg MDMA). Wenn man diese beiden Informationen zusammennimmt, braucht man mindestens drei Pillen, also 2700 Euro, um mal vier bis fünf Stunden auf MDMA zu feiern.

Mike Power berichtet in seinem Buch Drugs 2.0, dass 2008 in Kambodscha 33 Tonnen Safrolöl verbrannt wurden und führt die weltweite MDMA-Knappheit, die folgte, darauf zurück. Fakt ist, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren verstärkt Pillen auftauchten, die zwar als Ecstasy verkauft wurden, aber kein MDMA beinhalteten, sondern häufig Piperazine.
Power argumentiert, dass diese Situation maßgeblich dazu beigetragen hat, dass das ähnlich wirkende und damals noch legale Mephedron sich rasant verbreitet hat, bevor es 2010 europaweit verboten wurde.
Mephedron ist weiterhin auf dem Schwarzmarkt erhältlich, doch im Gegensatz zu MDMA wird der Ausgangsstoff, aus dem es hergestellt wird, nicht kontrolliert. Sollte Power richtig liegen, steht uns die nächste Mephedronwelle bevor. Das wäre ein weiterer Beleg dafür, dass man einen Markt erschafft, den man zu regulieren vorgibt.
Doch selbst wenn dem nicht so ist, ist davon auszugehen, dass wieder vermehrt Pillen mit Piperazinen oder PMA auftauchen werden. Letzteres führt deutlich häufiger zu Todesfällen durch Überdosierung als MDMA.  Die Frage ist nur, wie die Drogenkonsumenten bei den oben genannten Preisen das Geld aufbringen,  sich überzudosieren.

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Psychedelika mindern psychische Probleme

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Die Verwendung von LSD, Zauberpilzen und Kakteen wie Peyote und San Pedro, die den Wirkstoff Meskalin enthalten, erhöht nicht das Risiko einer Person psychische Probleme zu entwickeln. Der Forscher Teri Krebs und der klinische Psychologe Pål-Ørjan Johansen von der Abteilung für Neurowissenschaften der Norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie (NTNU) in Trondheim untersuchten die Daten aus einer nationalen Gesundheits-Umfrage in den USA aus den Jahren 2001-2004, um zu sehen, ob es einen Zusammenhang gibt zwischen dem Konsum von Psychedelika und psychische gesundheitliche Probleme. In die Analyse wurden die Daten von 130.152 zufällig ausgewählter Personen, darunter 21.967 Menschen, die Erfahrungen mit Psychedelika gemacht hatten, einbezogen. Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichten die Forscher unter dem Titel „Psychedelics and Mental Health: A Population Study“ am 19. August 2013 in der  Fachzeitschrift PLoS ONE. Die Vollversion des Artikels ist online frei verfügbar.

Die Autoren fanden keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Verwendung von psychedelischen Drogen und dem Auftreten von psychischen Problemen. Stattdessen fanden sie einige signifikante Zusammenhänge zwischen dem Gebrauch von Psychedelika und weniger psychischen Problemen. Die Forscher fanden heraus, dass der Konsum von Psilocybin oder Meskalin mindestens einmal im Leben und der Konsum von LSD im vergangenen Jahr mit signifikant niedrigen Raten von schweren psychischen Belastungen verbunden waren. Der Gebrauch von LSD mindestens einmal im Leben wurde ebenfalls signifikant mit einer niedrigen Rate der ambulanten Behandlung der psychischen Gesundheit und dem Gebrauch von verschreibungspflichtigen Psychopharmaka verbunden. „Klassische serotonerge Psychedelika sind nach aktuellem Forschungsstand nicht gefährlich für das Gehirn oder andere Organe, sie verursachen weder sozialen Rückzug, noch Abhängigkeit oder übermäßigen Konsum“, erklärt Krebs. „LSD und Psilocybin werden daher in der Regel von Experten für weniger schädlich gehalten als Alkohol, Zigaretten und andere verbreitete Freizeitdrogen.“ Und Johansen erklärt: „Alles hat ein gewisses Potenzial für negative Auswirkungen, aber der Gebrauch von Psychedelika stellt insgesamt ein sehr geringes Risiko für den Einzelnen und für die Gesellschaft dar.“ Und weiter erklärt er: „Psychedelika können vorübergehende Gefühle von Angst und Verwirrung hervorrufen, aber Unfälle mit schweren Verletzungen sind äußerst selten.

Der Hintergrund der Studie war die Annahme, dass die klassischen am serotonergen Sytem wirkenden Psychedelika LSD, Psilocybin, Meskalin nicht dafür bekannt sind, dass sie Hirnschäden verursachen und sie werden als nicht süchtig machend angesehen. Klinische Studien lassen vermuten, dass der Gebrauch von Psychedelika nicht zu langfristigen psychischen Problemen führt. Psychedelika werden in Amerika seit Tausenden von Jahren verwendet. Mehr als 30 Millionen Menschen leben derzeit in den USA,  die LSD, Psilocybin und Meskalin verwendet haben.

Ziel der Studie war es, den Zusammenhang zwischen dem Gebrauch von Psychedelika und dem aktuellen psychischen Gesundheitszustand in der erwachsenen Bevölkerung zu bewerten.

Zum Verfahren der Studie: Die Daten aus den Jahren 2001 bis 2004, die von der nationalen Umfrage zum Drogengebrauch und Gesundheit (National Survey on Drug Use and Health) erhoben wurden, stammten von 130.152 Befragten in den Vereinigten Staaten, die nach dem Zufallsprinzip ausgewählt wurden. Ausgewertet wurden Maßnahmen für die Erhaltung respektive Wiederherstellung der psychischen Gesundheit im vergangenen Jahr. Untersucht wurden schwerwiegende psychische Belastungen (K6-Skala), Behandlungen wegen psychischen Störungen (stationär, ambulant, Medikamentenabgabe), Symptome von acht psychiatrischen Erkrankungen (Panikattacken, depressive Episoden, Manie, soziale Phobie, allgemeine Angststörung, Agoraphobie, posttraumatische Belastungsstörung und nicht-affektive Psychose) und sieben spezifischen Symptome der nicht-affektiven Psychose. Berechnet wurden gewichtete Odds Ratios (Quotenverhältnisse) für eine Reihe von soziodemographischen Variablen, von den Konsummustern von illegalen Drogen, von Risikoverhalten sowie von der Belastung durch traumatische Ereignisse.

Ergebnisse der Studie: 21.967 der Befragten (13,4% gewichtet) berichteten vom Gebrauch psychedelischer Substanzen mindestens einmal im Leben. Es gab keine signifikante Zusammenhänge zwischen Lebenszeit-Prävalenz von Psychedelika, Verwendung von spezifischen Psychedelika (LSD, Psilocybin, Meskalin) oder des Gebrauchs von LSD im vergangenen Jahr und erhöhten Raten von psychischen Problemen. Vielmehr wird in mehreren Fällen der Gebrauch von Psychedelika mit niedrigeren Raten von psychischen Problemen verbunden. Zwar fanden Krebs und Johansen zunächst heraus, dass Gebraucher von Psychedelika eher psychisch erkrankten. Dabei sei es aber wichtig zu beachten, dass der durchschnittliche Gebraucher von Psychedelika sich nicht nur in seinem Konsummuster von den Menschen unterscheidet, die keine Psychedelika nehmen, sondern er unterscheidet sich auch durch eine ganze Reihe von Risikofaktoren für psychische Erkrankungen, die zuweilen der Grund für die Einnahme von Psychedelika sind. Er ist eben nicht selten durch schwierige Erfahrungen im Leben vorbelastet und psychotrop wirkenden Substanzen gegenüber weniger abgeneigt als die Durchschnittsbevölkerung.

Nachdem die Forscher die diversen Risikofaktoren und Vorbelastungen in ihre Untersuchung mit einbezogen hatten, zeigte es sich, dass die Psychedelika für sich kein zusätzliches Problem für das Wohlbefinden der menschlichen Psyche darstellen. Und so laute das Fazit der Studie: Der Gebrauch von Psychedelika ist kein unabhängiger Risikofaktor für psychische Probleme.

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Grünes Licht für die Legalisierung

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Das Motto der nächsten Hanfparade, die ein Tag vor Vollmond am Samstag, den 9. August 2014, in Berlin stattfinden wird, lautet „grünes Licht für die Legalisierung“. Grünes Licht an der Ampel heißt für Fußgänger, Rad- und Autofahrer, dass man losgehen respektive losfahren kann. Im übertragenen Sinn bedeutet grünes Licht für etwas, dass dieses Etwas begonnen werden kann, in Angriff genommen werden kann oder realisiert werden kann. Im juristischen und/oder politischen Sinn braucht es hierfür eine Erlaubnis, eine Bewilligung, eine Genehmigung oder eine Zustimmmung. Auf der Hanfparade wird in diesem Sinn für die Legalisierung von Cannabis als Rohstoff, Medizin und Genussmittel demonstriert.

Das Motto „grünes Licht für die Legalisierung“ hat nur bedingt etwas mit der Partei Bündnis 90 / Die Grünen zu tun und soll nicht als parteipolitische Empfehlung gewertet werden, vielmehr wird sich die Hanfparade kritisch mit der Drogen- und Suchtpolitik der Grünen auseinandersetzen. Deshalb wird nach der Auftaktkundgebung auf dem Washingtonplatz südlich des Hauptbahnhofes die erste Zwischenkundgebung auf dem Platz vor dem Neuen Tor 1 vor der Bundesgeschäftsstelle der Partei Bündnis 90 / Die Grünen stattfinden.

Wir versprechen grüne Landschaften

Abbildung 1: Wahlplakat der Grünen aus dem Jahr 1998.

Vor der Bundestagswahl im Herbst 1998 buhlten die Grünen um die Gunst der Kiffer und versprachen eine Entkriminalisierung der Cannabiskonsumenten. Nachdem am 27. Oktober 1998 die Rot-Grüne Bundesregierung ihre Arbeit aufnahm, machte sie jedoch nicht etwa das Hanfsamenverbot rückgängig, sondern intensivierte die Kifferjagd mit viel propagandistischer Begleitmusik. So stiegt die Anzahl der polizeilich registrierten Delikte in Bezug auf Cannabis von 112.923 im Jahr 1998 auf 177.203 im Jahr 2004. Dies entspricht einer Zunahme um 57 Prozent. Am 18. Oktober 2005 war die offizielle Regierungszeit von Rot-Grün beendet, bis zum 22. November 2005 war diese Regierung jedoch noch mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt.

Grün gewählt und bekommen

Abbildung 2: Grün gewählt und bekommen.

Während der Regierungszeit von Rot-Grün fühlten sich viele Kiffer vor allem von den Grünen verraten und so entstand das symbolisch sehr ausdrucksstarke Plakat, das oben abgebildet ist. Eine wahre Parodie auf das Wahlversprechen der Grünen.

In den letzten Jahren bemühten sich die Grünen sehr stark, ihr Ansehen bei den geschätzten vier Millionen Kiffer in Deutschland wieder zu verbessern. Im Bundesnetzwerk Drogenpolitik (BND) wie auch in der Landesarbeitsgemeinschaft Drogenpolitik in Berlin wurden gute Texte für die Partei- und Wahlprogramme verfasst. In diesen Gremien sitzen sehr fähige Leute wie Maximilian Plenert, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Deutschen Hanfverband (DHV) tätig ist, Joachim Eul, Molekularbiologie und Biochemiker sowie Geschäftsführer des Instituts für Empirische und Interdisziplinäre Drogen-Forschung (INEIDFO) oder auch der Pharmazeut Tibor Harrach von der Drugchecking Initiative Berlin Brandenburg. Mit Harald Terpe, Sprecher der Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen für Drogen- und Suchtpolitik, haben die Grünen zudem einen der elaboriertesten Drogenpolitiker im Deutschen Bundestag. Nur Frank Tempel, Drogenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion der Partei Die Linke, kann ihm im Bundestag diesbezüglich das Wasser reichen.

Es gibt jedoch grüne Spitzenpolitiker, die von den fortschrittlichen Ansätzen in den Wahlprogrammen nichts wissen wollen und durch ihr obstruktives Verhalten die Arbeit der Fachgremien in grausamer Weise sabotieren. So Renate Künast, Spitzenkandidatin der Grünen bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus in Berlin im Jahr 2011. In einem Interview mit der SUPERillu sagte sie zum Thema „Recht auf Rausch“:

In welchem Jahrhundert machen Sie eigentlich dieses Interview mit mir? Diese Zeiten sind längst vorbei. Mein Ziel ist es, dass die Menschen ein möglichst drogenfreies Leben führen, weil ein drogenfreies Leben gesund und schön ist und viele Probleme – nehmen wir nur die Beschaffungskriminalität – gar nicht erst entstehen. Ich gebe allerdings zu, dass zum Beispiel Koffein oder Nikotin auch Drogen sind – und ich durchaus Verständnis dafür habe, wenn hier jemand schwach wird.

Damit hatte Renate Künast ihrer Partei einen Bärendienst erwiesen. Viele traditionelle Grünwähler überlegten sich in der Folge, ob sie deshalb die Linken oder die Piraten wählen sollten – die einzigen Parteien, die außer den Grünen was Vernünftiges zur Drogen- respektive Suchtpolitik in ihrem Wahlprogramm zu stehen haben. Jedenfalls sank in der Folge innerhalb einer Woche nach dem Interview, das im der deutschen Medienlandschaft für großes Aufsehen sorgte, bei den Umfragen der Meinungsforschungsinstituten der Zuspruch für die Grünen um mehrere Prozentpunkte.

Hanfblatt der Hanfparade auf der Freiheit statt Angst Demo am 7.09.2013

Abbildung 3: Hanfblatt hinter Gitter mit Überwachungskameras. Davor Thomas (links) und Hans (Autor dieses Artikels) vom OrgaTeam der Hanfparade auf der Startkundgebung der Demonstration Freiheit statt Angst am Samstag, 7. September 2013, am Alexanderplatz in Berlin.

Die Hanfparade ist seit Jahren immer auf der Demonstration Freiheit statt Angst präsent, da sich viele Überwachungsmaßnahmen in der Praxis gegen Hanfkonsumenten und deren Lieferanten richten. Vor der Einführung solcher Maßnahmen wird von vielen Politikern immer wieder beteuert, dass die Maßnahmen notwendig seien, um gegen Kinderpornographie und gegen Terrorismus vorgehen zu können. In der Praxis sind jedoch über 50 Prozent der Anlässe für eine Telekommunikationsüberwachung der Drogenhandel, etwa 1 Prozent betreffen Terrorismus und weit weniger als 1 Prozent betrifft Kinderpornographie, wie man auf der folgenden Grafik des Bundesamtes für Justiz sehen kann.

Anlässe für Telekommunikationsüberwachung 2009

Abbildung 4: Anlässe für Telekommunikationsüberwachung 2009, Quelle Bundesamt für Justiz.

Auf der Demonstration Freiheit statt Angst stand bei der Auftaktkundgebung die Delegation der Hanfparade zwischen den Infoständen der Grünen und der Piratenpartei. Dabei ragte ein Teil des Hanfblattes vor das Großplakat der Grünen.  Vor dem Plakat wollte Renates Künast ein Interview geben, das gefilmt werden sollte. Kurz vor dem Interview forderte Künast dann die Crew der Hanfparade in einem harschen Ton auf, das Hanfblatt weg zu ziehen, so dass es nicht im Bild der geplanten Aufnahme zu sehen sein wird. So rückte das Team der Hanfparade mit dem Hanfblatt weg vom Stand der Grünen näher hin zum Stand der Piraten – ja, das war wohl mehr als ein symbolischer Akt.

Renate Künast am Stand der Grünen bei der Demo Freiheit statt Angst am 7.09.2013

Abbildung 5: Links im Bild Thomas und Hans von der Hanfparade, in der Bildmitte Renate Künast vor dem Plakat der Grünen.

Auch andere Politiker der Grünen kümmern sich nicht gerne um die Belange respektive Interessen der Cannabisfreunde. So zum Beispiel Winfried Kretschmann, seit dem 12. Mai 2011 Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Hier können sich die Grünen nicht damit herausreden, dass sie sich beim Thema Cannabis als kleiner Koalitionspartner nicht durchsetzen konnten. Hier sind sie der größere Koalitionspartner und stellen den Ministerpräsidenten. Trotzdem passiert beim Thema Cannabis dort rein gar nichts; in einem Bundesland, das sowieso schon deutlich repressiver agiert als die meisten anderen. Hier versagen die Grünen grandios – trotz oder gerade wegen ihres sehr guten Wahlprogramms in Sachen Cannabis. Deshalb hat der Deutsche Hanfverband in Stuttgart eine Plakataktion unter dem Motto „Auch die Grünen jagen Hanffreunde. Wie lange noch?“ gestartet.

Um „grünes Licht für die Legalisierung“ zu erhalten, muss man vielleicht doch besser Rot (Die Linke) oder Orange (Piratenpartei) wählen. Eine gut Wahlhilfe sind jedenfalls die Wahlprüfsteine des Deutschen Hanfverbandes für die Bundestagswahl 2013.  Hier kann man sich über die Programme und Aktivitäten der Parteien zur Bundestagwahl am 22. September 2013 informieren und es gibt Wahlempfehlungen. Schwerpunkt der Betrachtungen ist die bisherige und zu erwartende Drogenpolitik, insbesondere bezüglich Cannabis.

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Jede Woche zwei neue Drogen

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Innerhalb der letzten 12 Monaten wurden 103 neue psychoaktive Substanzen (NPS) von Behörden aus der ganzen Welt dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) gemeldet. Gemäß Pressemitteilung vom 9. September 2013 des UNODC stieg die zahl der auf dem Markt kursierenden neuen Drogen von 251 vor Jahresfrist auf 354 im September in diesem Jahr. Das heißt, pro Woche werden zwei neue psychoaktive Substanzen auf den Markt gebracht.

Der Begriff „neue psychoaktive Substanz“ wurde am 10. Mai 2005 vom Rat der Europäischen Union mit dem Beschluss 2005/387/JI betreffend den Informationsaustausch, die Risikobewertung und die Kontrolle bei neuen psychoaktiven Substanzen eingeführt. Im Sinne dieses Beschlusses bezeichnet der Ausdruck „neue psychoaktive Substanz“ einen neuen Suchtstoff oder einen neuen psychotropen Stoff in reiner Form oder als Zubereitung; eine Substanz in reiner Form oder als Zubereitung, die nicht in dem Einheits-Übereinkommen der Vereinten Nationen von 1961 über Suchtstoffe respektive die nicht im Übereinkommen der Vereinten Nationen von 1971 über psychotrope Stoffe aufgeführt ist und die eine den in den Anhängen I, II, III oder IV aufgeführten Substanzen vergleichbare Bedrohung für die Gesundheit der Bevölkerung darstellen kann.

Eine „neue psychoaktive Substanz“ muss an und für sich nicht neu sein, um als solche klassifiziert zu werden, sondern sie muss lediglich neu auf dem Markt auftauchen. Deshalb können durchaus auch Pflanzen in die Kategorie „neue psychoaktive Substanzen“ eingeordnet werden. Früher nannte man solche Substanzen (außer Pflanzen und Pilze)  „Designerdroge“, eine Zeitlang war auch der Begriff „research chemicals“ modern.

Strukturformel 2C-T-17
Europäische Kommission ergreift entscheidende Maßnahmen gegen neue Suchtstoffe („Legal Highs“)

Gemäß Pressemitteilung vom 17. Sptember 2013 hat die Europäische Kommission neue Maßnahmen vorgeschlagen, mit denen die Europäische Union verstärkt gegen sogenannte „Legal Highs“ vorgehen kann. Dabei handelt es sich um neue psychoaktive Substanzen, die alternativ zu illegalen Drogen wie Kokain und Ecstasy verwendet werden. Den von der Kommission heute vorgeschlagenen Vorschriften zufolge werden die schädlichen psychoaktiven Substanzen rasch vom Markt genommen, ohne dass ihre legale industrielle und kommerzielle Nutzung darunter zu leiden hat. Die Vorschläge folgen Warnungen von Seiten der EBDD (Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht) und von Europol hinsichtlich des Ausmaßes des Problems und einem Bericht von 2011, dem zufolge der derzeitige EU-Mechanismus für die Bekämpfung neuer psychoaktiver Substanzen ausgebaut werden muss (IP/11/1236).

Der Vorschlag wurde von Vizepräsidentin Reding zusammen mit Vizepräsident Tajani und Kommissionsmitglied Borg vorgelegt.

Die neuen Suchtstoffe werden in Europa immer problematischer und gefährden vor allem junge Menschen. Bei einem Binnenmarkt ohne Grenzen benötigen wir gemeinsame europäische Vorschriften zur Bekämpfung dieses Problems“, so die für Justiz zuständige EU-Kommissarin und Vizepräsidentin Viviane Reding. „Heute schlagen wir rigorose EU-Vorschriften zu den neuen psychoaktiven Substanzen vor, aufgrund deren die EU schneller und effizienter reagieren kann. Dazu gehört auch die Möglichkeit, schädigende Substanzen für einen gewissen Zeitraum unmittelbar vom Markt nehmen zu können.

Gemäß der Europäischen Kommission sei die junge Generation am stärksten gefährdet: Die Eurobarometer-Umfrage „Youth attitudes on drugs“ aus dem Jahr 2011 zeigt, dass durchschnittlich 5 % der jungen Menschen in der EU derlei Substanzen zumindest einmal in ihrem Leben konsumiert haben. Spitzenreiter war Irland mit 16 %, nahe gefolgt von Polen (9,0%), Lettland (8,8%) und dem Vereinigten Königreich (8,2%). Deutschland liegt mit 3,7% im unteren Mittelfeld wie auch Holland mit 3,4%.
Strukturformel 2C-E
In der Pressemitteilung heißt es weiter wörtlich: „Der Konsum neuer psychoaktiver Substanzen kann fatal sein. So hat z. B. die Substanz 5-IT in lediglich fünf Monaten, d. h. zwischen April und August 2012, 24 Personen in vier Mitgliedstaaten das Leben gekostet. 4-MA, ein Amphetamin-Imitat, wurde mit 21 Todesfällen in vier Ländern allein im Zeitraum 2010-2012 in Verbindung gebracht. Europa muss darauf hart und entschlossen reagieren. Das derzeitige 2005 eingeführte System für die Aufdeckung und das Verbot von Drogen ist der aktuellen Lage nicht mehr gewachsen. Mit diesem Kommissionsvorschlag werden die Möglichkeiten der Union bei der Bekämpfung neuer psychoaktiver Substanzen ausgebaut.

Zum Vergleich: Auch das Klettern in den Bergen kann tödlich sein. In Österreich bargen die Bergretter im vergangenen Jahr 173 Tote. 2011 waren es 160 gewesen. In der Schweiz starben 2012 insgesamt 95 Bergsportler, fast ein Drittel weniger als im Vorjahr (151 Tote). Der Schweizer Alpen-Club (SAC) führt den Rückgang auf das miese Wetter an vielen Wochenenden zurück – „sicher zum Leidwesen vieler Berggänger, günstig war dies hingegen für die Notfallbilanz.“ Und allein in den Südtiroler Bergen wurden in diesem Jahr 34. Todesopfer geborgen – das sind bereits elf mehr als im gesamten Jahr 2012. Dennoch sehen weder die Regierungen von Österreich, der Schweiz oder Italien noch die Europäische Kommission eine Notwendigkeit, den Alpinismus zu bekämpfen.

Verbote von sogenannten „neuen psychoaktiven Substanzen“ werden nicht nur aufgrund von Fällen von medizinischen Komplikationen oder gar von Todesfällen eingeführt, sondern auch manchmal aus rein fundmentalistischen Überzeugungen. So wurde mit der 21. BtMÄndV Salvia divinorum (Pflanzen und Pflanzenteile) wirksam zum 1. März 2008 in Anlage 1 des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) aufgenommen und damit rechtlich ein nicht verkehrsfähiges Betäubungsmittel, obwohl keine Vorkommnisse von medizinischen Komplikationen oder von Todesfällen bekannt waren.

Strukturformel 2C-B

Durch die stetige Ausweitung des Verbotskataloges werden immer mehr neue Substanzen entwickelt und vermarktet. Die Risiken und Nebenwirkungen sind kaum bis gar nicht bekannt, im Gegensatz zu den klassischen Drogen wie Zauberpilze, DMT, LSD, Meskalin oder auch Cannabis. Ein regulierter Markt mit diesen Substanzen und Qualitätskontollen wären sicher mit einem geringerem Risiko für die Konsumenten verbunden als ein unkontrollierter Markt mit stetitg neuen Substanzen. Die derzeitige Politik erhöht somit das Risiko für die Verbraucher und mindert es nicht.

Die derzeitigen Drogenkontrollmaßnahmen sind als ineffizient und nutzlos zu klassifizieren, da sie ein großes Hindernis zur Einführung von neuen Strategien, um das Problem sowohl auf globaler wie auf lokaler Ebene anzugehen, darstellen. Es ist zu befürchten, dass die Verstärkung der aktuellen Politik zu einer Verschlechterung der Drogensituation beiträgt und zunehmend die Glaubwürdigkeit dieser Politik in der breiten Öffentlichkeit im allgemeinen schwindet.

Drogenpolitik muss sich den Prinzipien einer guten Regierungsführung unterordnen, wie sie in den universalen Menschenrechtserklärungen, in der Konvention über Biodiversität und in anderen internationalen Abkommen zugrunde gelegt sind. Insbesondere sind die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Rechte sowie das Recht auf kulturelle Vielfalt für alle Individuen zu garantieren. Deshalb ist den Regierungen der Welt vorzuschlagen, die Vereinten Nationen dazu aufzufordern, das Politikfeld „Drogenkontrolle“ respektive „Umgang mit psychotrop wirkenden Substanzen“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (United Nations Office on Drugs and Crime, UNODC) zu entziehen und der Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) anzuvertrauen.

Der Gebrauch psychotrop wirkender Substanzen – dies gilt insbesondere für Psychedelika und Cannabisprodukte – findet im allgemeinen gemeinschaftlich in speziellen Kulturräumen statt und wird von den praktizierenden Psychonautikern als festen Bestandteil ihrer Lebenskultur respektive ihres Kulturerbes angesehen. Die Kunst der Psychonautik wie auch die dazugehörigen Einweihungsriten werden bis heute von einer Generation an die nächste weitergegeben. Die Riten werden von Gemeinschaften und Gruppen in Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt, ihrer Interaktion mit der Natur und ihrer Geschichte fortwährend neu geschaffen und vermitteln den daran teilhabenden Menschen ein Gefühl von Identität und Kontinuität. Auf diese Weise tragen die unterschiedlichen Riten für den Gebrauch unterschiedlich wirkender Substanzen im Bereich der Psychonautik zur Förderung des Respekts vor der kulturellen Vielfalt und der menschlichen Kreativität bei. Gemäß Definition im UNESCO-Übereinkommen gehören somit die Riten aus dem Bereich der Psychonautik eindeutig zum Weltkulturerbe und gehören somit auch in den Schutzbereich des UNESCO-Übereinkommens.

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Schweiz führt Bußgeldregelung für Kiffer ein

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Cannabiskonsum wird in der Schweiz seit gestern, Dienstag, 1. Oktober 2013, mit einer Ordnungsbuße von 100 Franken (ca. 82 Euro) bestraft – unter der Voraussetzung, dass die Person mindestens 18-jährig ist und höchstens 10 g Cannabis mit sich trägt. Dies ist genau so viel, wie man bezahlen muss, wenn man ohne Fahrschein in einem Zug in der Schweiz bei der Fahrscheinkontolle angetroffen wird.

In der Schweiz ist der Konsum von Cannabis – anders als in Deutschland – verboten. Bis heute wird der Konsum von Cannabis von Kanton zu Kanton unterschiedlich geahndet. Mit dem Inkrafttreten der Revision des Betäubungsmittelgesetzes (BetmG) per 1. Oktober 2013 wird diese uneinheitliche Handhabung von einer nationalen Regelung abgelöst. Durch die Einführung einer Ordnungsbuße von 100 Franken entsteht die Grundlage für die Gleichbehandlung aller Cannabiskonsumenten in der Schweiz. Der Konsum kann dann mit einer Ordnungsbuße geahndet werden, wenn die Person mindestens 18-jährig ist und nicht gleichzeitig andere Gesetzesverstöße begeht. Da der Besitz von mehr als 10 g Cannabis strafbar ist, kommt das Ordnungsbussenverfahren nur bei Besitz von weniger als 10 g zur Anwendung.

Mit der Abschaffung der strafrechtlichen Konsequenzen wird der Konsum von Cannabis entkriminalisiert, ohne ihn zu banalisieren. Mit der Höhe von 100 Franken als Buße für den Konsum behält diese Sanktion ihre abschreckende Wirkung und zeigt dem Konsumenten deutlich, dass Cannabiskonsum in der Schweiz illegal ist.

Suchtfachleute und Stiftungen wie Sucht Schweiz befürworten die Einführung von Ordnungsbußen zur Sanktionierung des Cannabiskonsums für über 18-jährige Konsumenten. Für die jüngeren Cannabis-Konsumierenden muss hingegen der Jugendschutz im Vordergrund stehen, damit gefährdete Jugendliche frühzeitig erkannt werden und ihnen mit geeigneten Maßnahmen geholfen werden kann. Dies könnte mit den Ordnungsbußen nicht erreicht werden, weshalb diese Altersgrenze zu begrüßen sei, betonen Suchtfachleute.

Anstelle einer repressiven Massnahme wie der Ordnungsbuße sollen für jugendliche Cannabiskonsumenten individuelle Maßnahmen im Sinne einer Frühintervention festgelegt werden. Das Betäubungsmittelgesetz sieht deshalb vor, dass die Kantone qualifizierte Beratungs- oder Sozialhilfestellen bezeichnen, die für die Unterstützung gemeldeter Personen, namentlich gefährdeter Kinder oder Jugendlicher, zuständig sind.

Gemäß Bundesgesetz vom 28. September 2012, in Kraft seit 1. Oktober 2013 (AS 2013 1451; BBl 2011 8195 8221), heißt es neu im BetmG:

Gliederungstitel vor Art. 19

4. Kapitel: Strafbestimmungen
1. Abschnitt: Strafbare Handlungen

Art. 19b Abs. 2

(2) 10 Gramm eines Betäubungsmittels des Wirkungstyps Cannabis gelten als geringfügige Menge.

Gliederungstitel vor Art. 28

2. Abschnitt: Strafverfolgung und Ordnungsbussenverfahren

(1) Widerhandlungen nach Artikel 19a Ziffer 1, begangen durch den Konsum von Betäubungsmitteln des Wirkungstyps Cannabis, können in einem vereinfachten Verfahren mit Ordnungsbussen geahndet werden (Ordnungsbussenverfahren).

(2) Die Ordnungsbusse beträgt 100 Franken.

(3) Vorleben und persönliche Verhältnisse des Täters werden nicht berücksichtigt.

(4)  Mit der Erhebung der Ordnungsbusse wird das cannabishaltige Produkt sichergestellt.

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Keine Angst vor Dread Pirate Roberts

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Im Juni 2011 forderte US Senator Charles Schumer die Schließung von Silk Road. Silk Road ist ein Marktplatz hauptsächlich für illegale Drogen, der ähnlich wie Ebay Käufer und Verkäufer zusammenbringt, aber aus dem Tor-Netzwerk heraus operiert, was eine Lokalisierung und damit Schließung fast unmöglich macht.  Am 2. Oktober 2013 war es dann aber soweit, die Seite wurde vom Netz genommen, der mutmaßliche Betreiber Ross Ulbricht, der unter dem Namen Dread Pirate Roberts agierte, festgenommen und 26.000 Bitcoins beschlagnahmt. Bitcoin ist die digitale Währung mit der bei Silk Road bezahlt wurde, weil es die Rückverfolgbarkeit von Sender und Empfänger erschwert. 26.000 Bitcoins enstprechen derzeit ca. 2,5 Mio Euro.

Liest man die Anklageschriften (1,2), kann man nicht nur erfahren, dass Ross Ulbricht Verschwörungen zum Drogenhandel, zur Manipulierung von Computern und zur Geldwäsche vorgeworfen werden, sondern auch zwei Mordaufträge zur Last gelegt werden. Bei  einem der Morde gibt es zur Zeit keine Leiche und beim zweiten Mord ist der Auftragskiller ein verdeckter Ermittler, der den Mord nur inszeniert hat.
Das lässt die Interpretation zu, dass man Ross Ulbricht mit mehreren verdeckten Ermittlern in eine Situation manövriert hat, wo derartige Aufträge wahrscheinlich wurden. Doch das ist nur eine Mutmaßung.
Wichtiger ist, dass man der Anklageschrift entnehmen kann, wie viele Fehler Ross Ulbricht, der für ein Computergenie und ein kriminelles Superhirn gehalten wurde, gemacht hat.
So hat er seine private Emailadresse und seinen richtigen Namen bei der Anmeldung für Foren benutzt, in denen er Anfang 2011 Werbung für Silk Road gemacht hat.
Er hat in einem Programmiererforum wieder unter seinem richtigen Namen nach Hilfe gefragt bei einem Problem, das offensichtlich Silk Road betraf.
Er hat bei Silk Road gefälschte Pässe bestellt und sie an seine eigene Adresse liefern lassen, anstatt sich vollkommen anonym in einem anderen Marktplatz darum zu kümmern und an eine Adresse liefern zu lassen, die  seine Anonymität weiterhin gewährleistet hätte.
Die Anklageschrift legt den Schluß nahe, dass Ross Ulbricht festgenommen worden ist, weil er nachlässig war und Fehler im öffentlichen zugänglichen Internet gemacht hat, aber nicht, weil seine Sicherheitsvorkehrungen im Tor-Netzwerk nicht ausreichend gewesen wären. Vielleicht sollen Dealer und Konsumenten im Netz  das glauben und sich in Sicherheit wiegen, was ein cleverer Schachzug der Justiz wäre. Denn  Händler und Kunden ziehen zur Zeit scharenweise zu den beiden Marktplätzen im Tor-Netzwerk, die bisher im Schatten von Silk Road standen. Gleichzeitig wird daran gearbeitet Silk Road 2.0 auf die Beine zu stellen, als dezentrales System, das mit der Festnahme einer einzigen Person nicht vom Netz zu nehmen ist und weiteren Sicherheitsmaßnahmen, die den Zugriff der Behörden erheblich erschweren sollen.
Die Festnahme von Ross Ulbricht wird als Erfolg gefeiert, doch was ist schon passiert? Man hat zwei Jahre gebraucht, um einen einzigen Mann schnappen. Es waren knapp 3900 Händler auf der Seite gemeldet, von denen im Zuge der Beschlagnahmung der Plattform keiner festgenommen wurde.  Sie haben jetzt Zeit Vorkehrungen zu treffen, sollte man sie im Laufe der nächsten Monate doch identifizieren können.
Wie gesagt, entweder die Justiz ist sehr clever oder es trifft zu, was Dread Pirate Roberts schon vor fast zwei Jahren prophezeit hat: “Doch selbst wenn wir verlieren, der Geist ist bereits aus der Flasche und sie kämpfen auf verlorenem Posten.”

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In Holland sinkt der THC-Gehalt weiter

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Gemäß Informationen des Trimbos Instituts in Utrecht in den Niederlanden wie auch der Website Kein Wietpas sinkt der THC-Gehalt von niederländischen Cannabisblüten seit einem Jahrzehnt nahezu kontinuierlich, einzig im Winter 2009/2010 gab es einen Ausreißer nach oben.

Das Trimbos Institut untersucht jedes Jahr in den Coffeeshops den THC-Gehalt des dort verkauften Cannabis. Hierzu werden 50 zufällig ausgewählte Coffeeshops besucht und deren Umsatz durch diese Kaufaktion gesteigert. Getestet werden die jeweils stärksten und populärsten Sorten der jeweiligen Shops. Dann werden aus diesen Werten Durchschnittswerte ermittelt. Dieses Jahr ist der Wert der populärsten Sorten mal wieder gesunken. Im Winter 2012/2013 lag der durchschnittliche Gehalt an THC mit 13,5% etwas niedriger als im Vorjahr, wo es noch 15,5% waren. Dies entspricht einer Abnahme um 13% innert Jahresfrist. Im Jahre 2004 – also vor knapp zehn Jahren – erreichte der Wert einen Höchststand von 20,4%. Innerhalb eines Jahrzehnts sank somit der durchschnittliche THC-Gehalt der populärsten Cannabissorten in den Niederlanden um mehr als ein Drittel (-33,8%) und erreichte den niedrigsten Wert seit dem Winter 2001/2002. Von einer stetigen Zunahme der THC-Werte kann also nie und nimmer die Rede sein. Die zahlen gelten für das sogenannte „Nederwiet“. Der Name „Nederwiet“ ist abgeleitet von dem niederländischen Wort „Nederland“ und dem niederländischen Wort „wiet“, was soviel heißt wie Gras (engl. weed).

THC-Gehalt von Nederwiet

Abbildung 1 zeigt den jährlich ermittelten Duchschnittswert der populärsten Sorten von „Nederwiet“ in den Niederlanden als Zeitreihe von 1999 bis 2013. Beim Anklicken der Abbildung erscheint diese in einem größeren Format.

Seit der Jahrtausendwende publiziert das Trimbos Institut auch die Durchschnittswerte der in den 50 Coffeeshops gekauften stärksten Sorten von Blütenständen von „Nederwiet“. Vor knapp zehn Jahren lag der THC-Gehalt der stärksten Sorten bei 21,0% (Winter 2003/2004), im Winter 2012/2013 lag der entsprechende Wert nur noch bei 15,6%, was einer Abnahme um mehr als ein Viertel (-25,7%) entspricht. Auch hier kann keine Rede davon sein, wie in den Massenmedien oft kolportiert wird, dass der THC-Gehalt stetig zunimmt. Bemerkenswert ist hier zudem, dass nicht die stärksten Sorten, also die mit dem höchsten THC-Gehalt, die beliebtesten respektive populärsten Sorten sind. Offenbar ist nicht nur die THC-Gehalt, sondern es sind auch andere Kriterien maßgebend für die Beliebtheit bestimmter Sorten.

THC-Gehalt von sterkste wiet

Abbildung 2 zeigt den jährlich ermittelten Duchschnittswert der stärksten Sorten von „Nederwiet in den Niederlanden als Zeitreihe von 2000 bis 2013.

Vergl. hierzu die Meldung „THC-Gehalt – Joints von damals und heute“ vom 4. Februar 2012 in diesem Blog.

 

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Die Mär vom Junkie-Kot im Görli

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Der Tagesspiegel berichtete am 21. Oktober 2013 in einem Artikel von Moritz Herrmann unter dem Titel „Tierisches Drogenproblem – Junkie-Kot macht Berliner Hunde high“, dass in Berlin die Tierärzte immer wieder Hunde behandeln müssten, die an drogenhaltigen Kot geraten sind. Vor allem der Treptower und der Görlitzer Park seien Risikogebiete beim Gassigang. In der Notfallpraxis Bärenwiese in Charlottenburg soll angeblich der Arzt Jörn Bischof toxikologischer Stuhl im Darm der Hunde, vermutlich Junkie-Kot, diagnostiziert haben. Wörtlich heißt es in dem Artikel weiter: „In Kreuzberg-Friedrichshain und Treptow-Köpenick behandeln die Tierärzte immer wieder Hunde, die an drogenhaltigen Kot geraten sind. Vor allem der Treptower und der Görlitzer Park, wo viel konsumiert und gedealt wird, sind Risikogebiete beim Gassigang. „Das häuft sich, das fällt schon auf“, sagt Bischof, in dessen Nachtschicht viele Akutfälle landen.

Pre-war Bayer heroin bottle, originally containing 5 grams of Heroin substance.
Jeder, der sich ein wenig mit dem Metabolismus (Stoffwechsel) von Heroin – die von Junkies am häufigsten konsumierte Droge – beschäftigt, merkt schnell, dass diese Geschichte blanker Unsinn ist. Denn im Kot von Heroinkonsumenten finden sich nur marginale Spuren von Opiaten und nur sehr geringe Mengen der Stoffwechselprodukte.

Nach intravenöser Injektion ist Heroin (Diacetylmorphin, DAM) nur während kurzer Zeit im Blut nachweisbar. Heroin hat eine Halbwertszeit von etwa 3 Minuten. Es wird im Zentralnervensystem und in peripheren Geweben durch Abspaltung einer Essigsäuregruppe rasch zu 6-Ortho-Monoacetylmorphin (6-MAM) metabolisiert. Mit einer Halbwertszeit von 20 Minuten wird auch die zweite Acetylgruppe abgespalten. So entsteht im Körper aus Heroin der Wirkstoff Morphin.

Morphin wird hauptsächlich in der Leber metabolisiert, jedoch werden knapp 10% unverändert renal, das heißt via Niere und Urin, ausgeschieden. Die restlichen 90% des Morphins werden hauptsächlich zu Morphin-3-Glucuronid (M3G) und Morphin-6-Glucuronid (M6G) metabolisiert. Etwa 60% des Morphins werden in M3G umgewandelt, das pharmakologisch keine Opioidwirkung hat und 5% bis 10% werden in M6G umgewandelt. Morphin kann auch in kleinen Mengen in Normorphin, Codein und Hydromorphon metabolisiert werden.

Nach intravenöser Applikation von Heroin und/oder Morphin findet man im Urin innerhalb von 24 Stunden etwa 60% der Dosis als M3G, etwa 10% als M6G und etwa 10% unverändert als Morphin. Eine biliäre Ausscheidung, das heißt via Leber, Galle, Darm und Kot, findet nur marginal statt. Junkie-Kot stellt also keine Gefahr für Hunde im Park dar. Gelinde ausgedrückt handelt es sich bei diesem Artikel um eine Zeitungsente. Eher scheint hier jedoch die Absicht zu bestehen, Drogenkonsumenten im Allgemeinen und Junkies insbesondere zu diskreditieren – ein Fluch der Hatzguerilla.

Görlitzer Park
Der Görlitzer Park ist nicht dafür bekannt, dass Junkies ihn als Toilette missbrauchen. Er ist jedoch dafür bekannt, dass dort viele Drogenhändler ihre Ware feilbieten. Diese Ware wird teilweise im Gebüsch im Park versteckt und dort manchmal von Hunden aufgespürt und auch gefressen. Gegen dieses Phänomen gibt es ein Rezept: eine offizielle Verkaufsstelle (Coffeeshop) für Gras und Haschisch im oder beim Görlizer Park. Ja, der Drogenhandel im Görlitzer Park hat zugenommen und ständige Polizeieinsätze ändern daran wenig. Als Abhilfe schlug deshalb die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg die Einrichtung eines Coffeeshops zur kontrollierten Abgabe von Cannabis vor. Dazu gibt es eine Informationsveranstaltung am

Dienstag, den 29. Oktober 2013, 19:00 Uhr
im Kreuzer, im Görlitzer Park, Görlitzer Straße 1

mit

Monika Herrmann,
Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg;

Jonas Schemmel,
Sprecher der BVV-Fraktion Bündnis 90/Die Grünen;

Moderation: Dirk Behrendt, Wahlkreisabgeordneter

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Dealer im Görli – Was tun?

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Am Dienstag, 29. Oktober 2013, fand im „Kreuzer“ im Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg eine Anwohnerversammlung mit der Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) zum Thema Drogenhandel im Park statt. Monika Herrmann erläuterte ihre Idee eines legalen Cannabisverkaufs am Görlitzer Park und bekam sowohl Zuspruch als auch Gegenwind. So kontrovers diskutiert wurde, so unterschiedlich war auch die Berichterstattung in den Medien. Am ausführlichsten berichtete die Taz über die Versammlung unter dem Titel „Anwohnerversammlung in Kreuzberg – Coffeeshop lässt Köpfe rauchen“ und vermittelte ein differenziertes Bild der vorgetragenen Ansichten. Auch die Berliner Zeitung berichtete differenziert unter dem Titel „Legale Cannabis-Abgabe im öffentlichen Interesse“ über die Situation im Park und klärte ihre Leser über die rechtlichen Möglichkeiten auf. Selbst die Berliner Morgenpost berichtete ausführlich und neutral unter dem Titel „Anwohner vom Görlitzer Park diskutieren über Coffeeshop“. In allen Artikeln wird zum Ausdruck gebracht, dass es eine übermäßige Nutzung des Parks gebe und die Befürchtung bestehe, dass der Park doch jetzt schon eine Partymeile sei und die Gegend nicht einen weiteren Zustrom von Touristen aushalten könne.

Herrmann versuchte, die Bedenken auszuräumen. „Nur ein Coffeeshop im Görlitzer Park wird es nicht sein“, sagte sie. „Im Idealfall“ solle das Konzept in mehreren deutschen Städten eingerichtet und parallel Suchtberatung und -prävention ausgebaut werden. Die  Bezirksbürgermeisterin Herrmann sagte weiter: „Das Asylgesetz muss verändert werden.“ Sie ermutigte die Anwohner und Nutzer des Parks zu einem „offenen Umgang mit den Dealern“, die meistens, wenn nicht Deutsch, so doch zumindest Englisch und Französisch fließend sprechen können. Doch am Ende der Diskussion ist keine Lösung in Sicht. Stattdessen wurde deutlich, dass es bei dem Modellprojekt eines Coffeeshops um zwei Themen geht. Nämlich um das Betäubungsmittel- und das Asylgesetz. Zwei Themen, die, wie auch Hermann zugeben musste, nicht auf Bezirksebene zu lösen sind.

Termingerecht gab der Berliner Innensenator Frank Henkel (CDU) eine Pressemitteilung unter dem Titel „Druck auf Drogendealer: Über 100 Schwerpunkteinsätze im Görlitzer Park“ heraus, in der er die Aktivitäten der Polizei hervor hob. Wörtlich hieß es darin: „Die Berliner Polizei übt hohen Druck auf die Drogenszene im Görlitzer Park aus. In den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres hat sie 113 Einsätze mit Schwerpunkt Betäubungsmittel im Park durchgeführt. Der personelle Aufwand beläuft sich auf 7.749 Einsätzkräftestunden. Bei den Schwerpunkteinsätzen hat die Berliner Polizei von Januar bis Ende September dieses Jahres 948 Personen überprüft und 402 Platzverweise ausgesprochen. Es kam zu 229 Freiheitsentziehungen. Zudem wurden 561 Ermittlungsverfahren eingeleitet, davon 310 Verfahren nach Betäubungsmittelgesetz und 178 Verfahren nach Aufenthaltsgesetz oder Asylverfahrensgesetz.

Diese Meldung wurde von vielen Zeitungen kolportiert, doch nur wenige Zeitungen hinterfragten den Sinn und Erfolg dieser Polizeieinsätze. Zu den wenigen Zeitungen gehörte das Neue Deutschland, das unter dem Titel „Henkels Pyrrhusrazzien – Martin Kröger findet die Einsätze im Görlitzer Park falsch“ den Innensenator kritisierte: „Nun geht es Henkel natürlich nicht nur darum, Aktivismus zu demonstrieren. Er will auch die Repressionsschiene gegenüber der von den Grünen angeregten Diskussion um einen Coffeeshop herausstellen. Dass Henkel die Idee für den Shop in dieser frühen Phase der Diskussion als »falschen Weg« abschlägt, ist indes fatal. Wer wirklich etwas im Dialog ändern will, muss ergebnisoffen diskutieren – und nicht nur die Polizei für Pyrrhus-Razzien aussenden.

Henkel gehört zu jenen CDU-Politikern, die in Sachen Weiterentwicklung der Schadensminderung im Problemfeld des Drogenkonsums prinzipiell dagegen sind. Dies kennt man seit Jahrzehnten bei der CDU: Gegen Substitution mit Methadon, gegen Spritzenaustauschprogramme, gegen Fixerstuben, gegen Originalstoffvergabe (Heroinabgabe). Zum Glück hat sich in all diesen Fällen die Vernunft durchgesetzt und Substitutionsprogramme, Spritzentausch, Fixerstuben und Originalstoffvergabe gehören heute in weiten Teilen Deutschlands zu den bewährten Instrumentarien der Schadensminderung, die vielen Menschen das Leben gerettet und vielen Familien eine weitere gemeinsame Existenz ermöglicht haben. Möge bald auch in Sachen Cannabispolitik die Vernunft die Sturheit überflügeln.

Wer will, kann sich am Samstag, 9. November 2013, im Görlitzer Park über die Situation und mögliche Perspektiven vor Ort informieren.

GÖRLI – WAS TUN?
Unterschiedliche Interessen sehen – Zukunftsperspektiven finden!
Öffentliche Veranstaltung am Sa. 9. November 2013, 12 bis 18 Uhr
am Pamukkale-Vorplatz und im Kreuzer Jugendclub
im Westteil des Görlitzer Parks
Ablauf
12:00 Uhr Hearing
14:00 Uhr Offenes Forum
17:00 Uhr Abschlussplenum
Zum Programm hier klicken.

Vergl. hierzu:

Meldung vom 25.10.2013 in diesem Blog:

Die Mär vom Junkie-Kot im Görli

Heiko Werning: Coffeeshop im Görlitzer Park – Dope, Love and Happiness,

in der TAZ vom 31. Oktober 2013

 

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Plädoyer für Magic Mushroom Social Clubs

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Magic Mushrooms – hierzulande Zauberpilze genannt – sind psilocybinhaltige Pilze. In Europa ist der Spitzkegelige Kahlkopf (Psilocybe semilanceata) am meisten verbreitet, aber auch der Blauende Kahlkopf (Psilocybe cyanescens) und der Azurblauverfärbende Kahlkopf (Psilocybe azurescens) gedeihen hierzulande in der freien Natur. Vor allem in Mittel- und Südamerika kommen die Arten Kubanischer Kahlkopf (Psilocybe cubensis), Aztekischer Kahlkopf (Psilocybe aztecorum) und Mexikanischer Kahlkopf (Psilocybe mexicana) vor. Der Mexikanische Kahlkopf wird auch „Teonanacatl“ (Gott-Pilz) genannt. Den Azteken galt der Pilz als „Fleisch der Götter“. Bis in die Neuzeit ist der Gebrauch von Zauberpilzen zu rituellen Zwecken dokumentiert. Albert Hofmann, der 1943 die Wirkung von LSD entdeckte, isolierte 1958 aus dieser Pilzart erstmals die Hauptwirkstoffe (Psilocybin und Psilocin) der psilocybinhaltigen Pilze.

Mexikanische Kahlköpfe

Die Abbildung 1 zeigt Mexikanische Kahlköpfe. Foto: Alan Rockefeller, Bearbeitung: Ak ccm (cc).

Die Wirkung der Zauberpilze ähnelt jener von LSD, ist aber von kürzerer Dauer. Generell ist eine Veränderung der Wahrnehmung und des Bewusstseins zu beobachten. Wie bei vielen psychedelischen Drogen sind die Effekte sehr individuell und können bei unterschiedlichen Konsumenten unterschiedlichste Effekte hervorrufen. Gesundheitliche und soziale Schäden, die durch den Konsum von Zauberpilzen hervorgerufen werden, sind im Allgemeinen geringer als jene, die durch den Konsum der meisten anderen Drogen in Erscheinung treten.

In der Studie „Ranking van drugs – Een vergelijking van de schadelijkheid van drugs“ (Ranking von Drogen – Ein Vergleich von der Schädlichkeit diverser Drogen) des Rijksinstituut voor Volksgezondheid en Milieu in Bilthoven im Auftrag des Ministeriums für Gesundheit, Wohlfahrt und Sport haben 20 Experten die Gefährlichkeit von Drogen für das Individuum wie auch für die Gesellschaft untersucht. Zum Expertenteam gehörten Apotheker, Ärzte, Biologen, Epidemiologen, Psychiater, Toxikologen sowie Experten der Polizei. Die Niederländer untersuchten die akute sowie die chronische Toxizität von Drogen, das sogenannte Abhängigkeitspotenzial und zudem die individuelle sowie die gesellschaftliche soziale und allgemeine Schädigung. In den folgenden Abbildungen sind die Ergebnisse in der Übersicht dargestellt.

Akute Toxizität von Drogen
Die Abbildung 2 zeigt die akute Gefährdung durch Vergiftungserscheinungen nach der Einnahme verschiedener Drogen, auch akute Toxizität genannt. Zum Vergrößern der Abbildung, bitte Bild anklicken. Die relative Gefährlichkeit wird in einer Skala von 0 bis 3 angezeigt. Null bedeutet keine Gefährdung, 3 zeigt ein Höchsmaß an Gefährdung an. Crack und Heroin haben den höchsten akuten Gefährdungswert von 2,4; gefolgt von Methamphetamin mit 2,0 Gefähdungspunkten, gefolgt von Kokain, Alkohol und Methadon mit jeweils 1,9 Punkten. Die Zauberpilze (Violett markiert) liegen mit 0,9 Punkten auf Rang 15 und Cannabis (Grün markiert) mit 0,8 Punkten auf Rang 16 der 19 untersuchten Substanzen.

Chronische Toxizität von Drogen
Die Abbildung 3 zeigt die chronische Toxizität, das heißt die Gefährdung nach Dauerkonsum von verschiedenen Drogen. Alkohol liegt hier mit 2,5 Punkten auf Rang 2, Cannabis mit 1,5 Punkten auf Rang 8 und die Zauberpilze liegen mit 0,1 Punkten auf dem letzten Rang (Rang 19). Zauberpilze haben gemäß dieser Studie mit Abstand die geringste chronische Toxizität.

Abhängigkeitspotenzial von Drogen
Die Abbildung 4 zeigt das sogenannte Abhängigkeitspotenzial von Drogen, das heißt die Gefahr, sich von einer bestimmten Droge abhängig zu machen. Auf Rang 1 mit 2,9 Punkten liegt hier Heroin, gefolgt von Tabak und Crack mit jeweils 2,8 Punkten. Alkohol liegt hier mit 2,1 Punkten auf Rang 6, Cannabis mit 1,1 Punkten auf Rang 12 und LSD sowie die Zaubepilze mit 0,0 Punkten auf den letzten Rängen 18 und 19.

Individuelle soziale Schädigung
Die Abbildung 5 zeigt die individuelle soziale Schädigung durch Drogen, respektive die soziale Gefährdung der Konsumenten. Hierunter versteht man das Risiko, dass der Konsument eingeht, sozial ausgegrenzt zu werden. Die Skala wird hier von Crack mit 2,6 Punkten angeführt, gefolgt von Heroin mit 2,5 Punkten. Auf Rang 3 liegt Alkohol mit 2,2 Punkten gefolgt von Tabak mit 2,1 Punkten. Cannabis liegt hier mit 1,3 Punkten auf Rang 10 und die Zauberpilze mit 0,7 Punkten auf Rang 18.

Individuelle Schädigung insgesamt
Die Abbildung 6 zeigt die individuelle Schädigung durch Drogen insgesamt, das heißt die gesundheitliche und soziale Gafährdung insgesamt von Konsumenten von Drogen. Das höchste Risiko gehen Konsumenten von Crack und Heroin ein. Crack liegt mit 2,63 Punkten auf Rang 1 gefolgt von Heroin mit 2,53 Punkten. Auf Rang 3 liegt Tabak mit 2,20 Punkten gefolgt von Alkohol mit 2,16 Punkten. Cannabis liegt mit 1,19 Punkten auf Rang 12 und die Zauberpilze liegen mit 0,40 Punkten auf dem letzten Rang.

Gesellschaftlicher Schaden insgesamt
Die Abbildung 7 zeigt den gesellschaftlichen Schaden durch Drogen insgesamt. Auch hier liegt Crack auf Rang 1 (mit 2,41 Punkten). Auf Rang 2 folgt hier Alkohol mit 2,36 Punkten. Tabak liegt auf Rang 4 mit mit 2,27 Punkten, Cannabis auf Rang 11 mit 1,26 Punkten. Die Zauberpilze liegen auch hier auf dem letzten Rang und erreichen gerade einmal 0,31 Punkte.

In Großbritannien wurden in den Jahren 2007 und 2010 unter Federführung von David Nutt ähnliche Studien durchgeführt. Auch in diesen Studien (Ein vernünftiger Maßstab zur Bewertung der Gefahren von Drogen und Alkohol ist die schädlichste Droge, noch vor Crack und Heroin) wurde Alkohol stets als wesentlich gefährlicher eingestuft als Cannabis, dennoch gib es auch einige Unterschiede in der Rangfolge der Schädlichkeit bei verschiedenen Substanzen, wobei die Korrelation sehr hoch ist.

David Nutt et al.: Die Gefährlichkeit von Drogen
Die Abbildung 8 zeigt die Gefährlichkeit von Drogen (individuelle und gesellschaftliche Gefährdung insgesamt) gemäß Studie von David Nutt et al. aus dem Jahr 2010. Die relative Gefährlichkeit wird hier in einer Skala von 0 bis 100 angegeben, 0 heiß null Gefährdung und 100 heißt höchstmögliche Gefährdung. Alkohol rangiert hier auf Rang 1 mit 72 Punkten, Tabak auf Rang 6 mit 26 Punkten und Cannabis auf Rang 8 mit 20 Punkten. Die Zauberpilze liegen auch hier auf dem letzten Rang mit 6 Punkten und weisen somit gemäß dieser Studie auch hier die geringste Gefährlichkeit auf.

 

Cannabis Social Clubs
Cannabis Social Clubs organisieren für ihre Mitglieder den Anbau und die Verteilung psychoaktiver Hanfprodukte in kontrollierter Qualität jenseits von Schwarzmarktstrukturen. Gesundheitsgefährdende Streckmittel werden verhindert. Damit wird ein wichtiger Schritt in Richtung Gesundheitspolitik getan. Ökonomisch wird ein Abwandern von Gewinnen in dunkle Kanäle blockiert, da die Cannabis Social Clubs sich als non-profit Unternehmen verstehen (gemeinnützige Genossenschaften oder Vereine) und nicht auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind. Cannabis Social Clubs sind in der Lage, sich in sozialer und kultureller Hinsicht zu engagieren und eine sinnvolle, nicht auf Abstinenz ausgerichtete Prävention zu unterstützen. Cannabis Social Clubs sind ein Modell, in dem transparent, kontrolliert und reguliert Hanf angebaut und verteilt wird und somit auf diese Weise die Sicherheitspolitik des Landes unterstützt wird. In Spanien gibt es bereits hunderte von Cannabis Social Clubs, die erfolgreich funktionieren. In Deutschland werden gerade die ersten Petitionen für Cannabis Social Clubs lanciert.

Am Samstag, 8. Juni 2013 fand im KUBIZ in Berlin die Veranstaltung „Cannabis Social Clubs in Deutschland: Diskussion über die Umsetzung“ statt. Organisiert wurde sie von ENCOD (European NGO Council on Drugs and Development) mit Hilfe von Near Dark und dem Hanf Museum Berlin. Michael Kleim hielt dort eine viel beachtete Rede, die vom „Bewusstseinsbeweger“ am 9. Juni 2013 auf YouTube hoch geladen wurde und hier in voller Länge als Skript aufgerufen werden kann.

 

Magic Mushroom Social Club

Magic Mushroom Social Clubs sind ein Pendant zu Cannabis Social Clubs. Sie bieten die gleichen Vorteile wie Cannabis Social Clubs, sind jedoch nicht auf die Kultur von Pflanzen, sondern auf die Kultur von Zauberpilzen ausgerichtet. Das Züchten von Zauberpilzen verlangt mehr Sachkunde als das Züchten von Cannabispflanzen, insbesondere, da bei einigen Arbeitsgängen steril gearbeitet werden muss. Gemeinschaftlich gelingt dies oft besser, als wenn ein Laie beginnt, mit der Pilzzucht zu experimentieren. Da Zauberpilze als weniger gefährdend eingestuft werden als Cannabis und viele andere Drogen, ist auch die Schwelle für eine amtliche Genehmigung von Magic Mushroom Social Clubs wohl niedriger einzustufen als dies bei den Cannabis Social Clubs der Fall ist. Magic Mushroom Social Clubs sind auf jeden Fall geeignet, den Bedarf an „neue psychoaktive Substanzen“ (NPS) zu senken. Dies ist vor allem deshalb relevant, weil die Risiken, die mit dem Konsum von NPS verbunden sind, bis dato kaum bekannt sind.

Mischkonsum von Cannabis und Zauberpilzen

In den Jahren 2000 bis 2002 führten Joachim Eul, Gundula Barsch und Tibor Harrach eine Studie zu Prävalenzen und Konsumbewertungen von Formen des Drogenmischkonsums durch. Die Erhebung erfolgte vorwiegend an Parties und anderen Veranstaltungen unter freiem Himmel mittels eines standardisierten Fragebogens. Befragt wurden 1.289 Personen, 515 an Technoparties respektive an der Loveparade, 386 an der Hanfparade in Berlin, am Hanffest in Hamburg und anderen für die Hanfszene typischen Veranstaltungen und 379 an alternativen Straßenfesten (Teilgruppe ohne spezielle Szenenzuordnung). Insgesamt machten 1.218 Personen eingehende Konsumangaben zu Alkohol und illegalisierten Drogen, 1.166 davon (95,7%) hatten Erfahrungen mit dem Konsum von mindestens einer illegalisierten Substanz. Datenquelle: Joachim Eul, Gundula Barsch, Tibor Harrach: „Prävalenzen und Konsumbewertungen – Drogenmischkonsum anders verstehen“, in: Wiener Zeitschrift für Suchtforschung, Jg. 27 2004 Nr. 4, S. 49-60. Eine Übersicht der Ergebnisse kann hier aufgerufen werden.

Der Mischkonsum von Cannabis und Zauberpilzen wurde von 93% der Personen, die mit dieser Kombination Erfahrungen gesammelt hatten, für „gut“ befunden. Bei Cannabis und LSD lag dieser Anteil bei 82%. Diese beiden Kombinationen waren die einzigen von allen beurteilten Kombinationen, die fast ausschließlich für „gut“ befunden wurden. Bei den Personen, die mit mindestens einer illegalisierten Substanz Erfahrungen gesammelt hatten, wurde für die am besten bewertete Kombination (Cannabis/Zauberpilze) auch die höchste Lebenszeitprävalenz (27,8%) unter den Kombinationen von jeweils zwei illegalisierten Substanzen, also ohne Kombinationen mit Alkohol, festgestellt. In der Hanfszene lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz bei 33,9%, in der Technoszene bei 27,9% und in der Gruppe ohne Szenenbezug bei 20,9%. Bei den Personen, die sowohl mit Cannabis als auch mit Zauberpilzen jeweils einzeln Erfahrungen gesammelt hatten, lag die Lebenszeitprävalenz sogar bei 45,5%. Das heißt, dass fast die Hälfte (45,5%) der Personen, die sowohl Cannabis als auch Zauberpilze als einzelne Droge kannten, auch mindestens eine oder mehrere Mischkonsumerfahrung(en) mit Cannabis und Zauberpilzen gemacht hatten. In der Hanfszene lag die entsprechende Lebenszeitprävalenz bei 54,3%, in der Technoszene bei 43,5% und in der Gruppe ohne Szenenbezug bei 38,1%.

Vor dem Konsum von Psychedelika sollte man jedoch auf jeden Fall Fachinformationen für den nichtmedizinischen Gebrauch von Psychedelika genauestens studieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob man die Zauberpilze für rituelle, hedonistische oder ludische Zwecke nutzen will.

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Fragliche Umfragewerte zum Drogenkonsum

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Am 5. November 2013 wurde der Jahresbericht der deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (DBDD) veröffentlich. Darin werden unter anderem Daten zum Drogenkonsum, so etwa die Ergebnisse der Umfragen des Epidemiological Survey on Addiction (ESA), veröffentlicht. Im DBDD Bericht 2013 (Seite 25 in der gedruckten Version, Seite 57 in der PDF-Version) findet man in der Tabelle 2.1 Angaben zur Prävalenz des Konsums illegalisierter Drogen in Deutschland. Gemäß diesen Angaben hat sich die Zahl der Menschen, die Erfahrungen mit dem Konsum illegalisierter Drogen haben, von 13.729.000 im Jahr 2009 auf 12.351.000 im Jahr 2012 reduziert. Dies entspricht einer Abnahme um 1.378.000 Personen respektive um 10%. Gemeint ist hier die Lebenszeitprävalenz des Konsums illegalisierter Drogen (mindestens einmal im Leben konsumiert). Die Lebenszeitprävalenz ändert sich nicht durch spätere Verhaltensänderungen, das heißt, wenn jemand bei einer solchen Umfrage einmal wahrheitsgemäß mit „Ja“ geantwortet hat, kann es nicht sein, dass diese Person ein paar Jahre später die gleiche Frage wahrheitsgemäß mit „Nein“ beantwortet.

Tabelle 2.1 „Prävalenz illegaler Drogen in Deutschland“ aus dem DBDD-Jahresbericht 2013

Abbildung 1 zeigt die Tabelle 2.1 „Prävalenz illegaler Drogen in Deutschland“ aus dem DBDD-Jahresbericht 2013. ESA steht hierbei für Epidemiological Survey on Addiction (Suchtsurvey) und DAS für die Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Statistisch gesehen ist eine solche Abnahme der Lebenszeitprävalenz des Konsums illegalisierter Drogen überhaupt nicht möglich. Deshalb haben diese Angaben im DBDD-Jahresbericht bei Experten große Skepsis ausgelöst, so bei Maximilian Plenert, der am 6. November 2013 unter dem Titel „Wieviele Menschen konsumieren in Deutschland illegalisierte Drogen?“ seine Zweifel an der Richtigkeit der vom DBDD veröffentlichten Daten kund tat. In den folgenden Abschnitten wird aufgrund der Daten von 2009 und einer statistischen Fortschreibung aufgezeigt, dass die Lebenszeitprävalenz des Konsums illegalisierter Drogen bis zum Jahr 2012 zugenommen haben muss und nicht abgenommen haben kann. Hierfür ist zuerst ein Blick in die Bevölkerungsstruktur in Deutschland für das Jahr 2009 notwendig.

Einwohner der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 2009 nach Altersgruppen aufgeschlüsselt.

Abbildung 2 zeigt die Einwohnerzahl Deutschlands im Jahr 2009 nach Altersgruppen aufgeschlüsselt. Die Altersgruppe der 18- bis 64-jährigen umfasste 51.418.000 Personen, davon waren 47.361.000 Personen unter 60 Jahre und 4.057.000 Personen älter als 60 Jahre. Von letzteren (5 Jahrgänge) überschritten in vier Jahren 80% oder etwa 3.246.000 Personen das 65. Lebensjahr und waren somit im Jahr 2012 nicht mehr Teilmenge der 18- bis 64-jährigen Personen. Dafür sind 3.334.000 Personen, die 2009 zur Gruppe der Jugendlichen von 14 bis unter 18 Jahren gehörten, im Jahr 2012 durch ihr älter werden, zur Gruppe der 18- bis 64-jährigen Personen hinzu gekommen. Durch ein positives Wanderungssaldo (mehr Zu- als Abwanderung) von 174.000 Personen ist die Gruppe der 18- bis 64-jährigen im Jahr 2012 auf insgesamt 51.680.000 Personen angewachsen. Nicht berücksichtigt wurden hierbei die Sterbefälle, die in der Altersgruppe der 18- bis 64-jährigen pro Jahr mit etwa 125.000 Todesfällen, also in vier Jahren mit insgesamt 500.000 Todesfällen, zu verzeichnen sind. Diese wurden vollständig durch Zuwanderung in dieser Altersgruppe ausgeglichen. Die Bevölkerungsfortschreibung erfolgt hier ohne Berücksichtigung des Zensus 2011.

In der Folge werden jetzt die gegebenen Daten zum Wandel in der Bevölkerung mit den Anteilen der Personen in verschiedenen Altersgruppen bezüglich ihrer Erfahrungen mit illegalisierten Drogen abgeglichen.

Lebenszeitprävalenz des Konsums illegalisierter Drogen in Deutschland im Jahr 2009

Abbildung 3 zeigt die Lebenszeitprävalenz des Konsums illegalisierter Drogen in Deutschland in Prozentwerten für verschiedene Altersgruppen für das Kalenderjahr 2009 gemäß ESA-Befragung. Von den 25- bis 29-jährigen Personen hatten 45,2% solche Erfahrungen gesammelt, von den 60- bis 64-jährigen Personen jedoch nur 7,2%.

Im Zeitraum von 2009 bis 2012 sind 3.246.000 Personen, von denen im Durchschnitt 7,2% Erfahrungen mit illegalisierten Drogen hatten, also etwa 234.000 Personen, aus der Gruppe der 18- bis 64-jährigen Personen mit Drogenerfahrung herausgewachsen. Hinzugekommen sind 3.334.000 Jugendliche, von denen im Jahresdurchschnitt etwa 25% beim 18. Geburtstag Erfahrungen mit illegalisierten Drogen hatten, also 833.500 Personen mit Drogenerfahrung. Durch das positive Wanderungssaldo von 174.000 Personen und unter der Annahme, dass die Zuwanderer ein ähnliches Verhaltensmuster beim Drogenkonsum an den Tag legten wie die Alteingesessenen, kamen nochmals 46.500 Personen mit Drogenerfahrung hinzu (26,7% von 174.000). Insgesamt ist aufgrund der statistischen Fortschreibung anzunehmen, dass von 2009 bis 2012 die Zahl der Personen im Alter von 18 bis 64 Jahre, die Erfahrungen mit illegalisierten Drogen hatten, um 646.000 angestiegen ist.

(833.500 + 46.500 – 234.000 = 646.000).

Gemäß der – rein logisch aufgebauten – statistischen Fortschreibung stieg die Zahl der Personen, die Erfahrungen mit illegalisierten Drogen haben, in der Altersgruppe der 18- bis 64-jährigen Personen in den letzten vier Jahren von 13.729.000 auf 14.375.000 Personen respektive um 4,7%. Gemäß der epidemiologischen ESA-Umfrage aus dem Jahr 2012 soll sich diese Zahl jedoch um 1.378.000 respektive um 10% reduziert haben. Gemäß der statistischen Fortschreibung ist die Zahl derer, die Erfahrungen mit illegalisierten Drogen haben, um mehr als zwei Millionen (genauer um 2.024.000) oder um 16,4% größer, als es die Schätzung gemäß ESA-Umfrage aus dem Jahr 2012  vermuten lässt.

Es sei hier noch angemerkt, dass es sich hier immer um Minimalschätzungen zur Prävalenz des Konsums illegalisierter Drogen in Deutschland handelt. Die Daten sind somit mit Vorsicht zu betrachten. Die Unterschiede zwischen den Ergebnissen von zwei aufeinanderfolgenden ESA-Umfragen und der statistischen Fortschreibung der ersten dieser beiden Umfragen zeigen, wie groß die Abweichungen im Ergebnis ausfallen können. Eines kann jedoch aufgrund der Datenanalyse mit Sicherheit festgestellt werden: Im Zeitraum von 2009 bis 2012 hat die Zahl der Personen in Deutschland, die Erfahrungen mit illegalisierten Drogen haben, zu- und nicht abgenommen.

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Silkroad 2.0

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Nach der Schließung von Silk Road am 2. Oktober und der Festnahme des mutmaßlichen Betreibers Ross Ulbricht sind nun etwas mehr als vier Wochen vergangen.
Es war nicht zu erwarten, dass Händlern die Lust auf Geschäft vergehen würde, weil einige erwischt worden sind; weniger als 10 müssen sich vor Gericht verantworten. Bei knapp 3900 bei Silk Road gemeldeten Händler eine Zahl im Promillebereich. Genauso wenig war zu erwarten, dass Hunderttausende Käufer nun die Abstinenz bevorzugen würden. Vielmehr ist es so, wie es bei den Neuen Psychoaktiven Substanzen auch mittlerweile ist: Für jede neue Substanz, die verboten wird, kommen etliche neue auf den Markt, die von der Gesetzgebung noch nicht erfasst werden.
In den letzten vier Wochen, haben die bereits bestehenden Plattformen Black Market Reloaded und Sheep Marketplace neue Mitglieder bekommen und mit Budster ist eine neue Plattform gegründet worden, auf der nur  Cannabisprodukte gehandelt werden. Möglicherweise damit man bei der Strafverfolgung eine Prioritätsstufe runterrutscht  und  somit ein wenig mehr Freiheit genießt. Vier Wochen in denen noch einige andere versucht haben die Lücke zu füllen, die der größte Internetmarktplatz für Drogen aller Art hinterlassen hatte. Und nun ist Silk Road zurück.
Man lehnt sich nicht sonderlich weit aus dem Fenster, wenn man prognostiziert, dass der Marktplatz dieses Mal größer werden wird. Man hat aus den Fehlern der ersten Plattform gelernt, es hat in den Medien Aufmerksamkeit  gegeben. Viele, die noch nie von Silk Road gehört hatten, haben erst durch die Schließung davon erfahren.
Die neue Seite wird angeblich betrieben von einigen Leuten, die schon bei Silk Road 1.0 dabei waren und den Namen Dread Pirate Roberts weiterleben lassen wollen. Wie bei dem Dread Pirate Roberts in der Romanvorlage “Die Brautprinzessin” von Goldman geht der Ruf auch hier auf eine bzw mehrere neue Personen über.
Der neue Dread Pirate Roberts hat einen Twitter-Account mit immerhin knapp 2700 Followern wohingegen dem Account des alten Dread Pirate Roberts nur 250 Leute folgten.
Dread Pirate Roberts twittert zum Beispiel, dass er einen Gutschein für Justin Bieber vergeben möchte, damit der Star qualitativ hochwertige Ware konsumieren kann.  Er informiert darüber, dass die Zahl der Registrierungen beim Marktplatz innerhalb von 2 Tagen auf 20.000 angestiegen ist. Und das obwohl die Plattform noch nicht voll funktionsfähig ist und entgegen der Meldung von Spiegel Online der Handel noch nicht begonnen hat.
“Unsere unverwüstliche Gemeinschaft wird rasch wieder auf die Beine kommen, stärker als je zuvor. Vergesst niemals, dass sie nur Kapital beschlagnahmen können, aber nie unsere Haltung, unsere Ideen und unsere Leidenschaft, es sei denn, wir geben ihnen die Möglichkeit dazu.”, begrüßt Dread Pirate Robert auf der Startseite die neu registrierten Mitglieder. Außerdem kündigt er an, dass er ein Marketingteam anheuern wird. Der Schuss der Strafverfolgungbehörden, Silk Road zu schließen, könnte nach hinten losgehen und den Drogenhandel in noch stärkerem Ausmaß ins Netz verlagern.
Möglicherweise ahnt man das. Aus dem Ministerium für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten heißt es, dass Whack-a-mole-Spiel müsse ein Ende haben. Whack-a-mole ist ein Computerspiel aus den 1970ern bei dem man an die Oberfläche kommende Maulwürfe mit einem Hammer zurück in ihre Löcher schlagen muss.
Eine sehr passende Metapher für den Krieg gegen Drogen.
Um diesem Spiel ein Ende zu setzen, soll es im Senat eine Anhörung zu virtuellen Währungen geben. Im Klartext: Man möchte Bitcoins verbieten.  Solch ein Vorgehen könnte theoretisch Silk Road ein Ende setzen, da Käufer und Verkäufer auf ein anonymes Zahlungsmittel angewiesen sind. Ob ein Verbot  einer vollkommen dezentralen Währung  umgesetzt werden kann, bleibt abzuwarten.
Der Bitcoin-Kurs war nach der Schließung von Silk Road zunächst ein wenig gefallen, steigt aber seitdem fast kontinuierlich an. Offensichtlich wurde nur ein geringer Anteil der Bitcoins bei Silk Road umgesetzt und die Schließung des Markplatzes hat nicht das Vertrauen der Nutzer erschüttert.
Analog dazu könnte die Illegalisierung von Bargeld den herkömmlichen Handel von Drogen vor unerwartete Hürden stellen. Bombenidee. Kanonen, Spatzen, Überwachung und so. Aber man soll ja nicht den Teufel an die Wand malen.

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Was Politiker zu Coffeeshops meinen

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Im Verlauf des Wahlkampfes zu der Bundestagswahl am 22. September 2013 hat Andreas Aerts die Kandidaten und die Politiker zu der Cannabisabgabe in Coffeeshops im Zusammenhang mit dem „Brennpunkt“ Görlitzer Park befragt. Die Kernfrage an die Kandidaten lautete in Kurzform, ob sie die Einrichtung von Coffeeshops im Allgemeinen und im speziellen Fall des Görlitzer Parks als sinnvoll erachten. Die erhaltenen Antworten präsentiert Andreas Aerts als Buch mit dem Titel „Coffee-Shop“ im PDF-Format in Form einer kommentierten Zusammenstellung.

CDU-Logo

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) antwortete auf die Anfrage nicht persönlich, sondern Christina Hansen vom Bürgerservice der CDU-Bundesgeschäftsstelle schrieb stellvertretend die Antwort. Zuerst wird in dem Schreiben auf Prof. Dr. med. Rainer Thomasius hingewiesen (als einzige Quelle), der sich von 1996-2006 am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf intensiv mit den Folgen von Cannabis beschäftigt habe. Nach den  Zitaten von Thomasius folgt eine persönliche Bemerkung von Christina Hansen, in der sie feststellt, dass sie persönlich in ihrer eigenen Jugend- bzw. Schulzeit genug Leute mittelfristig in der Schule scheitern habe sehen müssen, weil diese Cannabis konsumiert haben. Ihren Text beendete sie mit den Worten „Die CDU Deutschlands ist sich der eindeutig sehr gefährlichen Wirkungen von Cannabis bewusst und ist klar gegen eine Legalisierung von Cannabis. Ein solches Handeln würde jeglicher Verantwortung gegenüber der Gesellschaft entbehren.

Die Formulierung „eindeutig sehr gefährlichen Wirkungen von Cannabis“ offenbart deutlich, dass in der CDU-Zentrale die Studien zur Gefährlichkeit von Drogen noch nicht studiert wurden. Hier scheint akuter Handlungsbedarf zu bestehen.

Prof. Monika Grütters (CDU) bemerkte, dass sie als Bundestagsabgeordnete in ihrem Wahlkreis in Marzahn-Hellersdorf die Situation natürlich nicht so hautnah wie viele Anwohner des Görlitzer Parks erlebe und deshalb wollte sie sich mit einem eigenen Urteil zurückhalten. Sie schrieb wörtlich: „Meine CDU-Kollegen vor Ort halten in der konkreten Situation eher eine Umzäunung und nächtliche Schließung des Parks für sinnvoll, wenn es darum geht, für die AnwohnerInnen vor Ort und Parkbenutzer eine Beruhigung herbeizuführen. Ich halte das für nachvollziehbar, da ein legalisierter “Coffee-Shop”, selbst wenn er einer juristischen Prüfung standhielte, dann wohl zu einer berlinweiten Attraktion würde, die eher nicht zu einer Beruhigung beitragen würde.

Die CDU-Kollegen vor Ort scheinen den Park nicht zu kennen, sonst wüssten sie, dass dieser von einer hohen Mauer umgeben ist – einzäunen ist also völlig überflüssig. Das gilt auch für Oliver Friederici (CDU), Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin. So schrieb er in völliger Unkenntnis der Lage vor Ort: „Meine Kollegen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg schlagen zur Verringerung der Probleme vor, die Zäune um den Görlitzer Park zu erhöhen und nachts abzuschließen sowie tagsüber eine dauerhafte Polizeipräsenz zu etablieren.“ Und an anderer Stelle : „Abgesehen davon ist der Vorschlag der Grünen im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ohnehin aufgrund bestehender Bundesgesetze nicht rechtlich durchsetzbar.“ Ja, Gesetze kann man ändern, auch wenn das der CDU im Bereich Drogenpolitik auf Bundesebene nur in Richtung Repression gefällt, so geht das auch in Richtung Schadensminderung. So wurde das Gesetz geändert, um sterile Spritzen abgeben zu können, um Substitutionstherapie durchführen zu können, um Fixerstuben einrichten zu können oder auch um die Heroinabgabe einführen zu können. Die Bundes-CDU wehrte sich vergeblich gegen all diese Neuerungen.

Hermann Gröhe (CDU) wurde am 24. Oktober 2009 vom CDU-Bundesvorstand einstimmig zum kommissarischen CDU-Generalsekretär ernannt, was am 21. März 2010 vom Bundesausschuss bestätigt wurde. Gröhe schrieb: „Die Gesundheitsgefahren, die vom Cannabiskonsum ausgehen, sind seit langer Zeit wissenschaftlich erwiesen. Vor allem der regelmäßige und intensive Gebrauch kann zu körperlichen und zu psychischen Erkrankungen führen, zudem befördert der frühzeitige Cannabiskonsum die Wahrscheinlichkeit späterer Drogenabhängigkeit. Hinsichtlich der Ihrerseits angesprochenen Coffee-Shops darf ich anmerken: Die umfassende Begleitforschung zu den Coffee-Shops in den Niederlanden zeigt, dass Jugendliche in den Niederlanden im europäischen Vergleich überdurchschnittlich viel Cannabis konsumieren und damit auch früher beginnen als die Jugendlichen in anderen europäischen Staaten. Auch deshalb ist für die Unionsparteien klar: Mit uns wird es keine Freigabe von Cannabis geben. Gleiches gilt für Coffee-Shops, Cannabis-Klubs oder ähnliche Einrichtungen, über die bisweilen diskutiert wird.

Gröhe hat offensichtlich die Prävalenzzahlen der europäischen Staaten nicht studiert, sonst wüsste er, dass in den Niederlanden weniger Jugendliche kiffen als in den meisten Nachbarstaaten. Zudem wüsste er, dass in den Niederlanden auch die Prävalenzzahlen für andere illegalisierten Drogen eher niedriger sind als im europäischen Durchschnitt.

CSU-Logo

Stefan Müller (CSU), Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU im Bundestag, betonte, dass eine Legalisierung von Cannabis für die CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag nicht in Betracht komme. Er schrieb: „Aus unserer Sicht wäre dies eine verantwortungslose Drogenpolitik. Die Legalisierung würde nicht nur zu einem deutlich höheren Konsum und einer größeren Zahl von Abhängigen führen, sondern in der Folge auch zu einer deutlich breiteren Streuung. Gerade Kinder und Jugendliche kämen so noch einfacher und häufiger mit diesem Rausch- und Suchtmittel in Kontakt. Da viele Drogen jedoch bereits bei geringstem Konsum erhebliche gesundheitliche Schädigungen hervorufen können, hätte eine Legalisierung mit Sicherheit auch erheblich negative Folgen für unser Gesundheitssystem. Kosten, die letztlich von der Allgemeinheit zu tragen wären und den von Ihnen vermuteten Gewinnen aus dem Verkauf mit Cannabis entgegen zu setzen wären.

Peter Ramsauer (CSU), seit dem 28. Oktober 2009 Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Kabinett Merkel II) verwies auf die Antwort seines Parteikollegen Stefan Müller, die er in seinem Schreiben vollständig zitierte. Ja, verantwortungslos ist nicht der Vorschlag der Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg, sondern die Drogenpolitik der CSU in Bayern. Dort steigt nämlich die Zahl der sogenannten Drogentoten, im Gegensatz zum Rest der Republik, wo diese Zahl seit Jahren sinkt.

SPD-Logo

Sigmar Gabriel (SPD), seit dem Jahr 2009 SPD-Parteivorsitzender, befürchtet: „Eine Legalisierung würde diesen Konsum nicht einschränken sondern erhöhen. Damit einhergehend wäre mit einem Anstieg der durch Cannabis verursachten Suchterkrankungen zu rechnen. Das entspricht nicht der Zielsetzung unserer Drogenpolitik.“ Und der bedauert: „Die SPD bedauert, dass die sogenannte Geringe-Mengen-Regelung in den unterschiedlichen Ländern und Gerichtsbezirken sehr uneinheitlich gehandhabt werden.“ Sein Fazit: „An der grundsätzlichen Strafbarkeit des Besitzes, des Anbaus und des Inverkehrbringens von Cannabis halten wir jedoch fest. Die entsprechenden Regelungen im Betäubungsmittelgesetz stehen für uns mithin nicht zur Disposition.“ Und die Referentin Dörte Dinger des Fraktionsvorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Frank-Walter Steinmeier, bläst in ihrer Antwort in das gleiche Horn: „Die SPD-Bundestagsfraktion möchte für Cannabis eine bundeseinheitliche Geringe-Mengen-Regelung. Die Regelungen in den Bundesländern sind zum Teil unterschiedlich und die Verurteilungen in den jeweiligen Gerichtsbezirken unterscheiden sich zum Teil erheblich. Die SPD-Bundestagsfraktion setzt sich daher für eine bundeseinheitliche Regelung ein.

Die Meinung der Parteibonzen in der SPD deckt sich jedoch nicht mit der Meinung von diversen Abgeordneten der Partei. So schreibt die Abgeornete im Bundestag Cansel Kiziltepe aus Freidrichshain-Kreuzberg, dass sie grundsätzlich dem Anliegen, dass das Bezirksamt beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte einen Antrag auf Erlaubnis nach § 3 Abs. 2 BtMG zu “wissenschaftlichen oder anderen im öffentlichen Interesse stehenden Zwecken” stellt, offen gegenüber stehe. Wörtlich stellt sie fest: „Das Argument der Polizeigewerkschaft, die Arbeit der Polizei auf das Aufdecken von Drogenkartellen zu konzentrieren und deshalb den Besitz von geringen Mengen an Cannabis (“Eigenverbrauch”) nicht mehr strafrechtlich zu verfolgen, ist für mich überzeugend. Die Meinungsbildung innerhalb der SPD zu diesem Thema ist noch nicht abgeschlossen, eben weil noch viele Fragen zum Modellvorhaben ungeklärt sind.

Auch Eva Högl (SPD), die sich das Bundestagsmandat mit 28,2 Prozent der Erststimmen in Berlin-Mitte sicherte, sieht die Situation sehr anders als die Parteibonzen. Wörtlich schrieb sie: „Hallo. Ich bin für die Legalisierung von Cannabis. Als ersten Schritt dahin befürworte ich eine weitere Entkriminalisierung. Mit diesen beiden Veränderungen der Drogenpolitik könnten wir vor allem die Beschaffungskriminalität deutlich senken. Herzliche Grüße!

Ähnlich äußerte sich Susanne Kitschun (SPD), seit Dezember 2011stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus. Sie schrieb: „Grundsätzlich halte ich die Freigabe von Cannabis für richtig, insbesondere die medizinische Verwendung sollte ermöglicht werden.

FDP-Logo

Kai P. Feigenbutz, früherer Leiter des Abgeordnetenbüros von Guido Westerwelle (FDP), beantwortete die Frage für den noch amtierenden Außenminister. Er schrieb: „Hanfkonsum ist immer wieder Antragsgegenstand auf FDP-Parteitagen. Dabei zeigte sich regelmäßig, dass die Haltung der Freien Demokraten zu diesem Thema ganz klar ist: Cannabis ist die häufigste konsumierte illegale Droge in Deutschland.“ Auweia! Da wird aus einer festgestellten Tatsache eine Haltung einer Partei. Und weiter: „Die dabei oft geäußerte völlige Unbedenklichkeit des Hanfkonsums entspricht jedoch nicht den vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnissen.“ Offenbar hat man bei der FDP die Diskussion bezüglich Risikomanagement, Drogenkompetenz und Drogenmündigkeit völlig verschlafen, sonst könnte man nicht so einen Unsinn wie „oft geäußerte völlige Unbedenklichkeit des Hanfkonsums“ schreiben. Ja, diese Formulierung ist eine dümmliche Unterstellung. Und das Fazit im Schreiben ist ebenso dümmlich: „Klar ist für die Freien Demokraten aber auch: Wir wenden uns gegen die völlige Legalisierung des Cannabiskonsums.“ Der Cannabiskonsum ist nämlich in Deutschland völlig legal, nur die Vorbereitungshandlungen wie der Erwerb sind strafbewehrt.

Auch Philipp Rösler (FDP), noch amtierender Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, lehnt das Projekt Coffeeshop mit klaren Worten ab: „Modellversuche für die kontrollierte Abgabe von Cannabisprodukten an Erwachsene lehnen wir Liberale ab.

Logo-Gruene

Renate Künast (Grüne) war von der Frage offensichtlich genervt. Ihr Satz ist sprachlich unbeholfen, macht keinen Sinn und drückt keine Meinung aus.

Hans-Christian Ströbele, einziger Abgeordneter der Grünen im Bundestag, der sein Direktmandat gewann, zog klar Position für die Idee mit den Coffeeshops. Er schrieb: „Das Vorhaben der Bezirksbürgermeisterin von Kreuzberg-Friedrichshain, Frau Herrmann, unterstütze ich. Die Grünen in Kreuzberg haben sich eingehend damit befaßt und sind sehr dafür. Es ist einen Versuch wert. Aber die Genehmigung der Bundesbehörde ist für ein solches Pilotprojekt erforderlich. Sollte sie verweigert werden, bin ich dafür, den Rechtsweg zu gehen notfalls bis zum Bundesverfassungsgericht.

Anton Hofreiter ist seit Oktober 2013 neben Katrin Göring-Eckardt Vorsitzender der grünen Bundestagsfraktion. Er unterstützt wie Ströbele die Idee von Coffeeshops in Berlin. Er schrieb, auch im Namen von Katrin Göring-Eckardt: „Die repressive Drogenpolitik, die auf die Verfolgung der Konsumentinnen und Konsumenten setzt, ist gescheitert. Sie verhindert wirksame Prävention und erschwert die Therapie von Abhängigen, Die Klassifizierung von Substanzen als „legal“ oder „illegal“ ist willkürlich und beruht nicht auf einer nachvollziehbaren Risikobewertung.

Wir Grünen wollen eine Gleichbehandlung aller Drogen. Ob Alkohol oder Ecstasy, ob Tranquilizer oder Cannabis – ausschlaggebend sollen allein die gesundheitlichen Risiken sein, die ein regelmäßiger Konsum dieser Substanzen mit sich bringt. Unser Ziel ist eine rechtliche Regulierung aller Drogen auf der Grundlage einer rationalen gesundheitlichen Risikobewertung. Als ersten Schritt zu einer rationaleren Drogenpolitik wollen wir eine wirksame Entkriminalisierung des Eigengebrauchs von Cannabis. Der Anbau, der Erwerb und der Besitz von Cannabis sollen, soweit sie zum Eigenverbrauch stattfinden, straffrei bleiben. In diesem Zusammenhang wollen wir auch die Abgabe von Cannabis in lizenzierten Fachgeschäften („Coffee-Shops“) ermöglichen. Auf diese Weise würde die Abgabe aus einem Schwarzmarkt in einen öffentlich kontrollierten und regulierten Markt überführt werden. So könnten der Jugend- und der Verbraucherschutz gewährleistet werden. Auf einem Schwarzmarkt gibt es weder das eine noch das andere.

Das-Logo-der-Partei-Die-Linke  Petra Pau (Die Linke) gewann wieder das Direktmandat in Marzahn-Hellersdorf für den Deutschen Bundestag. Sie stellte kurz und klar fest: „Die Linke ist für die Legalisierung und Freigabe von Cannabis. Dadurch würde sich auch die milliardenschwere Geschäftemacherei erledigen. Der Experte in unserer Fraktion ist Frank Tempel, ein gelernter Polizist.

Auch Gregor Gysi (Die Linke), der erneut das Direktmandat für den Wahlkreis Treptow-Köpenick in Berlin für den Bundestag gewann und Fraktionsvorsitzender der Linken ist, plädiert für die Legalisierung von Cannabis. Wörtlich schrieb er: „Seit langem treten wir und auch ich dafür ein, den Cannabishandel zu legalisieren. Wir müssen Cannabisprodukte ebenso behandeln wie Alkohol. Viele Probleme lösten sich damit auf. Wir werden auch künftig dafür streiten.

Halina Wawzyniak (Die Linke) ist die netzpolitische Sprecherin ihrer Fraktion und war Obfrau der Enquête-Kommission Internet und digitale Gesellschaft des Bundestages und stellvertretende Vorsitzende des Rechtsausschusses. Auch sie tritt für eine Legalisierung von Cannabis ein: „Es müssen die Gesetze geändert werden, also Cannabis legalisiert werden. Die Legalisierung und damit die Entkriminalisierung der Konsumierenden würde einen kontrollierten Anbau und Handel ermöglichen und gleichzeitig dem Staat überhaupt erst die Möglichkeit geben z.B. den Markt zu kontrollieren, Jugendliche zu schützen, die Qualität von Cannabis zu kontrollieren und damit negative Begleiterscheinungen von Handel und Konsum wirksam zu kontrollieren und zu sanktionieren und angemessene Prävention zu leisten. Abschließend kann ich also sagen: ich trete für die Legalisierung von Cannabis ein und denke, dass die Einrichtung von Coffeeshops infolge einer Legalisierung durch eine Gesetzesänderung der sinnvollere Weg wäre. Eine einfache Mehrheit im Bundestag würde dazu übrigens ausreichen.

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Christopher Lauer (Piratenpartei) ist seit dem 6. August 2013 Sprecher für Bürgerschaftliches Engagement der Piratenfraktion sowie Mitglied des Ausschusses für Bürgerschaftliches Engagement im Berliner Abgeordnetenhaus. Er bekundete seine Unterstützung des Projektes Coffeeshop in Freidrichshain-Kreuzberg mit den Worten: „Hierzu kann ich feststellen, dass der legale Verkauf von Cannabis meiner Auffassung nach ein probates Mittel ist, um die Problematik des illegalen Verkaufs zu lösen. Von daher ist es meiner Meinung nach sinnvoll, Cannabis legal zu verkaufen.

Sebastian von Hoff (Piratenpartei) kandidierte zur Bundestagswahl 2013, jedoch ohne Erfolg. Er schrieb: „Ich begrüße den Vorschlag der Bezirksbürgermeisterin. Selbst massive Polizeipräsenz und ein Zaun um den Görlitzer Park würde den Drogenhandel nur an eine andere Stelle verlagern. Dies halte nicht für eine besonders nachhaltige Lösung. Die Prohibition ist offensichtlich gescheitert, die Piratenpartei fordert daher einen völlig neuen Umgang mit Rauschmitteln. Von alters her sind Rausch und Sucht Bestandteil jeder Kultur, daher ist eine drogenfreie Gesellschaft ein unrealistisches Ziel.

Wir wollen daher den Genuss von Rauschmitteln generell legalisieren, was dazu führen würde, das z.b. Cannabis bundesweit legal in speziellen Geschäften gekauft oder selbst angebaut werden kann. Dies würde dann dem Schwarzmarkt zu großen Teilen das Wasser abgraben und ebenso zum Verbraucherschutz von Konsumenten beitragen. Wir Piraten wollen den Drogenkrieg beenden und eine Suchtpolitik gestalten in der Konsumenten nicht kriminalisiert werden und Menschen mit problematischem Konsum die Hilfe bekommen können, die sie brauchen. Dies wäre zumindest unser Vorschlag für eine bundesweite nachhaltige Lösung.

In dem Buch „Coffee-Shop“ von Andreas Aerts, das unter der Creative Commons License 3.0 CC- BY- NC- ND erschienen ist, sind zahlreiche weitere Aussagen von Politikern zu finden. In seinem Resümee schreibt der Autor dann in ironisch treffender Weise: „Eigentlich fehlt nur noch der Vorschlag eines wie auch immer gearteten Bundes-CDU- oder SPD-Matadors, der um das gesamte Berlin deswegen wieder eine Mauer errichten möchte, quasi als “anti-cannabistischer Schutzwall” vor dem “bösen Rest der Welt”. Schön hoch. Ein Traum, der sich in Erwartung einer Koalition der großen unbeweglichen Blockparteien auf Bundesebene, bestehend aus CDU-CSU-SPD eventuell verwirklichen lässt.

Vergleiche hierzu in diesem Blog:
31.10.2013: Dealer im Görli – Was tun?
25.10.2013: Die Mär vom Junkie-Kot im Görli
12.09.2013: Grünes Licht für die Legalisierung

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Nikolaus trifft Wolfgang Neuss

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Am 6. Dezember ist Nikolaustag. Traditionell fragt der Nikolaus die Kinder, „ob sie denn auch brav und fromm gewesen seien“ und überreicht ihnen dann Leckereien und Geschenke. Am 6. Dezember spielt auch das Hanf Museum Nikolaus. Jeder – auch wenn er nicht brav und fromm gewesen ist – erhält an diesem Tag als Geschenk einen Gratiseintritt. Und ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.

Am 6. Dezember 1994 eröffnete das Hanf Museum im Nikolaiviertel in der Mitte von Berlin. Somit hat das Hanf Museum am Nikolaustag Geburtstag. Der Tag war weise gewählt, ist er doch nach Nikolaus von Myra, der in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts als Bischof von Myra in der kleinasiatischen Region Lykien wirkte und Wunder vollbrachte, benannt. Das Hanf Museum liegt unweit der Nikolaikirche, eine Kirche mit dem Patrozinium des Nikolaus von Myra. Der Name Nikolaus bedeutet im Griechischen „Sieg(reich)er des Volkes“.

Als nach dem Fall der Alkoholprohibition in den USA eine Hetzkampagne gegen Marihuana (mexkanisch für Hanf) iniziiert wurde, verloren die meisten Menschen das Wissen um die alte Kulturpflanze und der „Mythos des Mörderkrauts“, der Einstiegsdroge, wurde geschaffen. Um diesem Mythos zu begegnen und um das Wissen über den Hanf zu sammeln, zu ordnen und an Interessierte weiterzugeben, wurde das Hanf Museum eröffnet. Möge es für dieses Anliegen erfolgreich respektive siegreich sein!

Tu nix ohne Liebe… Nikolaus ist Museumsgeburtstag

Tu nix ohne Liebe… Nikolaus ist Museumsgeburtstag

Eine Sonderausstellung im Hanf Museum lässt das Leben von Wolfgang Neuss Revue passieren. Der deutsche Schauspieler und Kabarettist wäre am 3. Dezember 90 Jahre alt geworden. Das bewegte Leben des Schauspielers, Musikers und Kabarettisten wird dazu auf drei Ebenen nachvollzogen – biografisch, mit Zitaten aus seinem umfangreichen Werk sowie mittels Erinnerungen neussscher Zeitgenossen. Die Sonderausstellung wird bereits am 3. Dezember 2013 eröffnet. Drei Tage nach Ausstellungseröffnung, am Freitag, 6. Dezember, wird Wolfgangs Neunzigster dann gebührend nachgefeiert. Schließlich hat auch das Museum Grund zur Freude, nimmt es doch an diesem Tag das 20. Jahr seines Bestehens in Angriff. Die beiden Jubiläen verschmiltzt das Museum mit dem Nikolausfest zu einem Freudentag für alle Sinne. Im Museumscafé wird es zu günstigen Preisen hanfige Leckereien, Kaffee, Hanftee und Hanfkuchen geben.

Programm (Filme im Café)

11:00 Uhr Das Neuss Testament

Die Dokumentation von Rüdiger Daniel, die im Jahr 2009 erschien, zeigt Neuss wenige Tage vor seinem Tod und lässt zahlreiche Zeitgenossen zu Wort kommen.

12:30 Uhr Das jüngste Gerücht

Der als „Der Mann mit der Pauke“ bekannt gewordene Wolfgang Neuss zeigt in dieser Fernsehaufnahme seines Kabarettprogramms aus dem Jahr 1964 sein ganzes Können.

13:00 Uhr Genosse Münchhausen

Deutscher Spielfilm von Wolfgang Neuss aus dem Jahr 1962, der sich mit der deutschen Teilung und dem kalten Krieg beschäftigt.

14:30 Uhr Macky Pancake: Die Abenteuer eines Unwahrscheinlichen

Episode der Fernseh-Miniserie aus dem Jahr 1961 rund um den von Wolfgang Neuss gespielten Kriminalkommissar.

16:30 Uhr Wolfgang Neuss über die Kellerkinder

Anläßlich einer Aufführung seines wichtigsten Filmes in der UFA-Fabrik im Mai 1985 äußerte sich Wolfgang Neuss zum Entstehen des Werkes und gibt einen augenzwinkernden Rückblick auf sein Leben.

17:00 Uhr Wir Kellerkinder

Deutscher Spielfilm von Wolfgang Neuss aus dem Jahr 1960, der sich mit der Zeit des Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit in Deutschland beschäftigt. Der Film gilt als Erfindung des filmischen Kabaretts.

Verleihung des Berliner Kunstpreises 1964

In Vertretung des Senators für Wissenschaft und Kunst verlieh am 18. März 1964 der Senator für Schulwesen, Carl Heinz Evers, im Kammersaal des Rathauses Schöneberg den diesjährigen Berliner Kunstpreis. v.l.n.r.: Prof. Hans Chemin-Petit, „Berliner Kunstpreis“ für Musik; Willian Dooley, Bariton, Preis „Junge Generation“ für Darstellende Kunst, Wolfgang Neuss, „Berliner Kunstpreis“ für Film und Fernsehen; Rolf Henniger, Staatsschauspieler, „Berliner Kunstpreis“ für Darstellende Kunst; Peter Lilienthal, Regisseur, Preis „Junge Generation“ für Film und Fernsehen; Lothar Koch, Solo-Oboist, Preis „Junge Generation“ für Musik. Foto: Bundesarchiv, B 145 Bild-P086980 / CC-BY-SA

Man quält mich, ich soll mal einen positiven Witz über die CDU-Regierung machen. Also gut: Sie regieren sozialdemokratisch. Mehr hab ich nicht drauf. Und wer nicht haargenau wie die CDU denkt, fliegt glatt aus der SPD.

Wolfgang Neuss: Das jüngste Gerücht, Hamburg 1965, S. 48

Auf deutschem Boden darf nie mehr ein Joint ausgehen!

Wolfgang Neuss in der Talk-Show Leute am 5. Dezember 1983

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Die CSU und der Drogentod

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Drei Männer im Alter von 30, 34 und 38 Jahren wurden am Wochenende (30.11./01.12.2013) im Stadtgebiet von Nürnberg aufgefunden. Die Polizei geht davon aus, dass sie durch den Konsum von Drogen gestorben sind. Wie das Polizeipräsidium Mittelfranken am 3. Dezember 2013 in einer Pressemitteilung verkündete, spreche in allen drei Fällen die Auffindesituation und das Vorhandensein von Rauschgiftutensilien für den Konsum von Drogen. Auch waren die Männer als Betäubungsmittelkonsumenten bekannt. Die Polizei zählte bislang 27 „Drogentote“ im Stadtgebiet Nürnberg für das Jahr 2013. Somit entfallen dieses Jahr auf 100.000 Einwohner in Nürnberg 5,5 „Drogentote“.

Es kommt immer wieder vor, dass innerhaslb von wenigen Tagen gleich mehrere Personen aufgrund ihres Drogenkonsums versterben. Ursache ist meistens ein hoher Reinheitsgrad des applizierten Stoffes, so dass die Konsumenten eine zu hohe Dosis injizieren. Ja, Heroin auf dem Schwarzmarkt ist fast immer gestreckt und der Reinheitsgrad des auf der Straße angebotenen Heroins beträgt derzeit meistens nur 10 bis 15 Prozent.

Als in Bremen im Januar 1997 an wenigen Tagen fünf Junkies an hochdosiertem Heroin (Reinheitsgrad 60%) starben, ermöglichten Politik und Justiz für die Dauer von zehn Tagen die Untersuchung von Heroin, sprich Drug-Checking für Heroin. Damals forderte die Bremer Gesundheitssenatorin Christine Wischer (SPD) eine Gesetzesänderung auf Bundesebene, um solche Analysen zu ermöglichen. Stattdessen hat dann die rot-grüne Bundesregierung bei einer Novellierung des Betäubungsmittelgesetzes im Jahr 2000 Substanzanalysen in Drogenkonsumräumen (Fixerstuben) explizit untersagt. Als in Bremen an Pfingsten 2013 innerhalb von wenigen Tagen fünf Heroinkonsumenten ums Leben gekommen sind geschah in dieser Richtung überhaupt nichts. Und bis heute heißt es in den Medien, wie z.B. bei Radio Bremen, dass die Polizei noch immer nicht wisse, was die Ursache dieser Häufung von Todesfällen war. Die Opfer verband, dass sie alle aus der ehemaligen Sowjetunion stammten. Die Todesfälle wurden aus Wohnungen im gesamten Bremer Stadtgebiet gemeldet.

Im Jahr 1997 gab es in Deutschland in Frankfurt am Main, Hamburg und Hannover Fixerstuben. In Bremen gab es damals wie heute keine Fixerstube. Damals war Horst Seehofer (CSU) Gesundheitsminister und Eduard Lintner (CSU) war Drogenbeauftragter der Bundesregierung. Für den Bundesdrogenbeauftragten Lintner wie auch für den Vorsitzenden der Münchner CSU, Peter Gauweiler, waren „Legalisierungsprogramme“ wie die Einrichtung von Fixerstuben „makabere Menschenversuche“. Sie scheuten sich nicht durch ihre Rhetorik, die Ärzte und Mitarbeiter der Drogenhilfe, die in Fixerstuben die Abhängigen betreuten, wie auch die politisch Verantwortlichen für die Fixerstruben in Frankfurt am Main, mit den schlimmsten Verbrecher des Naziregimes auf eine Stufe zu stellen. (Süddeutsche Zeitung vom 2./3. Oktober 1997).

Die CSU ist sich in Sachen Drogenpolitik treu. Auch heute gibt es in Bayern keine Fixerstuben, obwohl dies Drogenfachleute aus dem Hilfesystem seit Jahrzehnten fordern. Und so ist Bayern heute der Flächenstaat in Deutschland mit der hochsten Zahl an „Drogentoten“ in Relation zur Einwohnerzahl. Und auch sonst ist die repressive Linie in Bayern hoch im Kurs. So berichtete die Allgäuer Zeitung am 26. November 2013 unter dem Titel „Gegen den Rausch: Vergabe von Methadon ist für Ärzte ein rechtliches Risiko“, dass es in Kempten dieses Jahr bereits sechs „Drogentote“ gegeben habe und dass dies die höchste Zahl seit 10 Jahren gewesen sei. Zudem hätten Ärzte und Betroffene bereits seit längerem vor diesem Anstieg gewarnt. Da Kempten nur 64.600 Einwohner hat, entspricht dies einer Quote von 9,3 „Drogentoten“ pro 100.000 Einwohner.

Wörtlich heißt es zur Situation in Kempten in den Allgäuer Nachrichten: „Ein Grund könnte sein, daß die Vergabe des Substitutionsmittels Methadon für Ärzte rechtlich immer schwieriger wird. Im Allgäu wurden in diesem Jahr sogar Ärzte wegen falscher Vergabe des Mittels verurteilt. Viele schrecken daher vor der Behandlung zurück. Die Folgen haben die betroffenen Patienten zu tragen: sie haben es immer schwerer, Hilfe zu finden.

In Nürnberg gab es pro 100.000 Einwohner in diesem Jahr bereits 5,5 „Drogentote“, in Kempten sogar 9,3. In keiner deutschen Großstadt gab es im gesamten Jahr 2012 so viele „Drogentote“ in Relation zur Einwohnerzahl. Dennoch bleiben die Behörden in Bayern absolut lernresistent, setzen nach wie vor primär auf repressive Maßnahmen und verhindern die Etablierung von Maßnahmen zur Schadensminderung wie beispielsweise Fixerstuben.

Drogentote“ pro 100.000 Einwohner im Jahr 2012

3,5 Essen
3,5 Mannheim
3,2 Berlin
3,0 Frankfurt am Main
2,9 Köln
2,7 Hamburg
2,5 Nürnberg
2,5 München
2,3 Bremen
1,8 Stuttgart
1,5 Düsseldorf
0,7 Dortmund
0,6 Hannover

Vergleiche hierzu den Beitrag in diesem Blog vom 30.12.2010: Die Tragödie von Nürnberg und den Beitrag vom 25.07.2013: Der inszenierte Drogentod

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Wieder mehr Drogentote?

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Gemäß Pressemitteilung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, vom 25. April 2013, die unter dem Titel „Zahl der Drogentoten 2012 auf dem niedrigsten Stand seit 1988“ erschien, ist die Zahl der Drogentoten im Jahr 2012 um weitere 4 Prozent auf 944 (Vorjahr: 986) gesunken. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung erklärte dazu: „Es ist erfreulich, dass immer weniger Menschen an den Folgen ihres Drogenkonsums sterben. Das zeigt, dass unsere Beratungs- und Hilfsangebote sowie die zur Verfügung stehenden Angebote wirken.

Aufgrund dieser Tatsache versahen die meisten Zeitungen Artikel zum Thema mit Überschriften wie „Weniger Drogentote in Deutschland“ oder „Zahl der Drogentoten weiter gesunken“ oder auch „Zahl der Drogentoten auf tiefsten Stand seit 24 Jahren“. Im Gegensatz dazu titelte die Neue Nordhäuser Zeitung am 11. Dezember 2013 „Wieder mehr Drogentote“ und im Artikel hieß es:

Todesfälle infolge Drogenkonsums wurden im Jahr 2012 in 1.739 Fällen diagnostiziert. Gegenüber dem Jahr 2011 waren das 29 Sterbefälle bzw. 1,7 Prozent mehr. Der Anteil der legalen Droge Tabak an den drogenbedingten Sterbefällen insgesamt lag im Jahr 2012 bei 70,8 Prozent. Die Zahl der Sterbefälle stieg um 65 bzw. 5,6 Prozent auf 1.231 verstorbene Thüringer.

An zweiter Stelle der drogenbedingten Sterbefälle lag die legale Droge Alkohol. Im Jahr 2012 betrug ihr Anteil 28,8 Prozent. Mit 500 Sterbefällen im Jahr 2012 war gegenüber dem Jahr zuvor ein Rückgang um 29 Fälle bzw. 5,5 Prozent zu verzeichnen.

Sterbefälle infolge Konsums illegaler Drogen wurden im Jahr 2012 in acht Fällen diagnostiziert. Die Hälfte von ihnen war im Alter von 20 bis unter 40 Jahren.

Dieser Artikel war Anlass für weitere Recherchen, um die Relationen und Entwicklungen bei Todesfällen im Zusammenhang mit dem Drogenkonsum herauszuarbeiten. Dabei traten ein paar überraschende Ergebnisse zu Tage.

Die Situation in Thüringen

Die Zahl der stationären Krankenhausbehandlungen die aufgrund des Konsums von Drogen notwendig wurden, stieg in den letzten zehn Jahren kontinuierlich an, wie die folgende Abbildung zeigt.

Drogenbedingte stationäre Krankenhausbehandlungen in Thueringen
Abbbildung 1 zeigt die Zahlen der stationären Krankenhausbehandlungen gemäß der amtlichen Landesstatistik „Aus Krankenhäusern entlassene vollstationäre Patienten nach Geschlecht und Diagnosen“ in Thüringen für den Zeitraum 2003 bis 2012. Insgesamt mussten in den letzten zehn Jahren die meisten Bahndlungen wegen des übermäßigen Konsums von Alkohol durchgeführt werden, 111.717 an der Zahl respektive 55,7% aller Behandlungen, die wegen Drogenkonsum durchgeführt werden mussten. Die Zahl dieser Behandlungen nahm von 2003 bis 2012 um 30,8% zu.

Wegen des Konsums von Tabak mussten im gleichen Zeitraum 69.467 Behandlungen durchgeführt werden. Das waren 34,6% aller Behandlungen wegen Drogen. Die zahl dieser Behandlungen nahm in diesem Zeitraum um 20,4% zu. Wegen des Konsums illegalisierter Drogen mussten 19.363 Behandlungen durchgeführt werden. Das waren 9,7% aller Behandlungen wegen Drogen. Die Zunahme lag in diesem Zeitraum bei 36,0%.

Insgesamt wurden in thüringer Krankenhäuser in den letzten zehn Jahren 5.556.770 Behandlungen durchgeführt, 2,01% betrafen Patienten mit Poblemen wegen Alkohol, 1,25% betrafen Tabak und 0,35% illegalisierte Drogen.

Die Zahl der „Drogentoten“ stieg in Thüringen von 1.693 im Jahr 2003 auf 1.739 im Jahr 2012. Dies entsprich einer Zunahme um 2,7% in zehn Jahren. Dabei zeigt sich, dass die Entwicklung bei den verschiedenen Substanzen sehr unterschiedlich verlief, wie auf der Abbildung 2 zu sehen ist.

Drogentote in Thueringen

Abbildung 2 zeigt die Zahlen von „Drogentoten“ in Thüringen gemäß der amtlichen Landesstatistik „Sterbefälle Thüringer Bürger infolge von Drogenkonsum nach Altersgruppen, Art der Droge und Geschlecht“ für die Jahre 2003 bis 2012. Etwa 2/3 der „Drogentoten“ entfallen auf die Droge Tabak, wobei die Tendenz steigend ist. Die Zahl der „Tabaktoten“ stieg in den letzten zehn Jahren um 16,1%. Knapp 1/3 der „Drogentoten“ entfallen auf die Droge Alkohol, wobei die Tendenz fallend ist. Die Zahl der „Alkoholtoten“ sank in den letzten zehn Jahren um 20,1%. Die Zahl der Opfer aufgrund des Konsums illegalisierter Substanzen schwankte gemäß der amtlichen Landesstatistik zwischen 7 und 20 pro Jahr. Insgesamt starben in den letzten zehn Jahren in Thüringen 115 Personen im Zusammenhang mit dem Konsum illegalisierter Drogen. Das waren 0,04% aller Todesfälle in diesem Zeitraum in Thüringen respektive 0,7% aller „Drogentoten“. Für Tabak lauten die Zahlen 4,35% respektive 67,1% und für Alkohol 2,09% respektive 32,2%.

Alkoholtote in Deutschland

In den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts kursierte die Zahl von jährlich 40.000 alkoholbedingten Todesfällen. So stand es beispielsweise im „Jahrbuch Sucht 96“ der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (S. 31) oder auch im „Drogen- und Suchtbericht 1999“ des Bundesministeriums für Gesundheit (S. 21). Nach der Jahrtausendwende stand in diversen Publikationen die Zahl 42.000, so beispielsweise im „Jahrbuch Sucht 2001“ (S. 202 ff.). Im „Drogen- und Suchtbericht“ der Drogenbeauftragten der Bundesregierung vom Mai 2013 wird eine weit größere Zahl angegeben. Dort heißt es auf Seite 17 wörtlich: „An den direkten und indirekten Folgen ihres übermäßigen Alkoholkonsums versterben pro Jahr 74.000 Menschen.

Diese Zahlen vermitteln den Eindruck, dass die Zahl der alkoholbedingten Todesfälle seit der Jahrtausendwende bis zum Jahr 2012 um 85% zugenommen hätten. Dies ist jedoch nicht der Fall, ja das Gegenteil ist der Fall. So teilte das Statistische Bundesamt mit, dass im Jahr 2005 in Deutschland 16.302 Personen (12.233 Männer und 4.096 Frauen) im Zusammenhang mit dem Konsum von Alkohol starben. Das waren rund 2% aller Sterbefälle. Im Jahr 2005 starben damit mehr Menschen im Zusammenhang mit Alkohol als durch Suizide (10.260) und tödliche Verkehrsunfälle (5.458) zusammen. Im Jahr 2000 starben gemäß Statistischem Bundesamt mehr Menschen im Zusammenhang mit dem Konsum von Alkohol: 16.610 Personen. In der Zeit von 2000 bis 2005 ist somit die Zahl der alkoholbedingten Todesfälle leicht gesunken. Für diese Zahlen gilt: Die Todesfälle, bei denen Alkoholkonsum mit zum Tode beigetragen hat, jedoch nicht als Hauptursache (Grundleiden) erkannt wurde, sind in den Zahlen über Alkohol als Todesursache nicht berücksichtigt.

Die häufigste alkoholbedingte Todesursache war die alkoholische Leberzirrhose mit 9.250 Gestorbenen im Jahr 2005 respektive 9.550 im Jahr 2000. In diesem Zeitraum hat diese Todesursache somit um 3,1% abgenommen.

Alkoholbedingte Verkehrstote in Deutschland

Die Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr ist in Deutschland in den letzten 20 Jahren deutlich kleiner geworden. Wurden 1992 noch 10.631 Verkehrstote registriert, davon 2.102 (19,8%) aufgrund von Alkoholeinfluss beim Fahrer, so waren es 2012 nur noch 3.600, davon 338 (9,4%) aufgrund von Alkoholeinfluss beim Fahrer. Eine Übersicht der Fallzahlen ist in der folgenden Abbildung dargestellt.

Verkehrstote in Deutschland

Abbildung 3 zeigt die jährlichen Zahlen der Verkehrstoten in Deutschland, Zeitreihe 1992 bis 2012 für die Verkehrstoten insgesamt und der Verkehrstoten, die durch Alkoholkonsum bedingt waren. Insgesamt sank die Zahl der Verkehrstoten in diesem Zeitraum um 66,1%, die der durch Alkoholkonsum bedingten sogar um 84,0%. Die Zahl der durch Alkoholkonsum bedingten Todesfälle sank deutlich stärker als die Gesamtzahl der Todesfälle.

Im Dezember 2012 wurde eine europaweite TISPOL Alkohol- und Drogenkontrolle im Straßenverkehr durchgeführt. Dabei wurde in 29 Ländern 1,2 Millionen Fahrzeuglenker kontrolliert. Dabei wurden 13.236 alkoholisierte Fahrer (1,1%) und 1.830 Fahrer unter Einfluss anderer Drogen (0,15%) überführt. Im Jahr 2010 wurden bei TISPOL-Kontrollen in Deutschland weit über 100.000 Fahrzeuge angehalten und die Fahrzeuglenker überprüft. Dabei wurde offenbar, dass in Deutschland 1,2% der Fahrer einen zu hohen Alkoholgehalt im Blut hatten. Aufgrund der Tatsache, dass im gleichen Jahr 9,5% aller Verkehrstoten durch übermäßigen Alkoholkonsum vor der Fahrt maßgeblich mitverursacht wurden, kann man leicht errechnen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ein angetrunkener Fahrer einen Unfall mit tödlichem Ausgang verursacht, etwa 8 mal größer ist, als dies bei einem nüchternen Fahrer der Fall ist.

Tispol (European Traffic Police Network) ist die Vereinigung der europäischen Verkehrspolizeien, vergleichbar mit Interpol im Kriminalbereich. Mehr dazu im Artikel „Verkehrstote, Alkohol und Drogen“ in diesem Blog.

Tabaktote in Deutschland

Im „Jahrbuch Sucht 96“ der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren (S. 78) wird die Zahl der tabakbedingten Todesfälle in Deutschland mit 111.000 angegeben. Auch das Institut für Therapieforschung (IFT) in München veröffentlichte diese zahl über viele Jahre hinweg. Im „Drogen- und Suchtbericht“ der Drogenbeauftragten der Bundesregierung vom Mai 2013 wird eine etwas kleinere Zahl angegeben. Dort heißt es auf Seite 24 wörtlich:

Tabakkonsum verkürzt das Leben um durchschnittlich etwa zehn Jahre. Mit etwa 110.000 Todesfällen pro Jahr stellt das Rauchen damit das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko in Deutschland dar. Mehr als die Hälfte aller regelmäßigen Raucher stirbt vorzeitig an Lungenkrebs, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder einer anderen Atemwegserkrankung.

Diese Zahlen suggerieren, dass die durch Tabakkonsum bedingte Sterblichkeit in den letzten 20 Jahren nicht zugenommen, sondern leicht abgenommen habe. Da jedoch die häufigsten durch Rauchen hervorgerufenen Krebsarten (Kehlkopf-, Bronchen- und Lungenkrebs) und den damit verbundenen Todesfällen in den letzten 20 Jahren massiv zugenomen haben, scheint es sehr unwahrscheinlich, dass die Angaben im „Drogen- und Suchtbericht“ der Drogenbeauftragten der Bundesregierung ihre Richtigkeit haben. 1992 wurden 36.943 Todesfälle aufgrund dieser Krebsarten registriert, 2012 waren es 45.908. Dies entspricht einer Zunahme um 24,3% innerhalb von 20 Jahren. Die folgende Abbildung zeigt die Entwicklung in den letzten zehn Jahren.

Todesfälle aufgrund von Kehlkopf-, Bronchen- und Lungenkrebs in Deutschland für den Zeitraum 2003 bis 2012

Abbildung 4 zeigt die Todesfälle aufgrund von Kehlkopf-, Bronchen- und Lungenkrebs in Deutschland für den Zeitraum 2003 bis 2012. In diesem Zeitraum stieg die Zahl dieser Todesfälle um 12,3%. Zum Vergleich: In Thüringen stieg die Zahl der durch Tabakkonsum bedingten Todesfälle gemäß der amtlichen Landesstatistik  um 16,1%. Auch wenn diese Zahlen nicht vollkommen korrelieren, so zeigen sie deutlich einen Trend des Ansteigens der Fallzahlen.

Die Moral von der Geschicht’, traue der Drogenbeauftragten nicht!

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